Plattenspieler II

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Nachdem wir im ersten Teil dieses Workshops eher allgemein Fragestellungen wie Dateisysteme und Partitionen besprochen haben, wenden wir uns im zweiten und letzten Teil der Artikelserie verschiedenen Diagnosetechniken zu. Unser Hauptarbeitsgerät hierfür wird die Bash sein, da die folgenden Werkzeuge alle kommandzeilenbasiert sind.

Auch für diesen Teil gilt, größte Sorgfalt walten zu lassen. Die hier beschriebenen Praktiken können bei unsachgemäßer Anwendung zu Datenverlusten führen. Für etwaige Schäden übernehme ich keine Haftung.

Beginnen wir auch gleich mit der Möglichkeit, herauszufinden, wie viel Speicher wir noch auf unserer Festplatte freihaben. Wer gelegentlich auf Servern sein Unwesen treibt, kommt um den Befehl df nicht umher. Schließlich hat der SSH Client kein grafisches Interface und man muss sich auf der Shell zurechtfinden.

Mit df -hT lassen sich alle Speicher, physisch und virtuell, in menschenlesbarer Form anzeigen.

ed@local:~$ df -hT
Filesystem     Type      Size  Used Avail Use% Mounted on
udev           devtmpfs   32G     0   32G   0% /dev
tmpfs          tmpfs     6.3G  2.8M  6.3G   1% /run
/dev/nvme0n1p2 ext4      1.8T  122G  1.6T   8% /
tmpfs          tmpfs      32G  8.0K   32G   1% /dev/shm
efivarfs       efivarfs  196K  133K   59K  70% /sys/firmware/efi/efivars
tmpfs          tmpfs     5.0M   16K  5.0M   1% /run/lock
tmpfs          tmpfs     1.0M     0  1.0M   0% /run/credentials/systemd-journald.service
tmpfs          tmpfs      32G   20M   32G   1% /tmp
/dev/nvme0n1p1 vfat      975M  8.8M  966M   1% /boot/efi
tmpfs          tmpfs     6.3G  224K  6.3G   1% /run/user/1000

Wie wir in der Ausgabe sehen können, ist der Mountpunkt / ein ext4 Dateisystem, mit einer nvme SSD die eine Kapazität von 1,8 TB hat, von der circa 1,2 TB noch frei sind. Würden noch andere Speichermedien wie externe Festplatten oder USB vorhanden sein, wären sie ebenfalls Bestandteil der Liste. Sicher gehört etwas Übung dazu, den Blick für die relevanten Details zu schärfen. Im nächsten Schritt wollen wir uns ein wenig in der Diagnose üben.

lsblk

Falls die Ausgabe von df zu unübersichtlich ist, kann auch auf das Werkzeug lsblk zurückgegriffen werden, das für Anfänger eine etwas verständlichere Auflistung bereitstellt.

ed@local:~$ sudo lsblk
NAME         MAJ:MIN RM   SIZE RO TYPE MOUNTPOINTS
loop0          7:0    0     4K  1 loop /snap/bare/5
loop1          7:1    0  73.9M  1 loop /snap/core22/2139
loop2          7:2    0 516.2M  1 loop /snap/gnome-42-2204/226
loop3          7:3    0  91.7M  1 loop /snap/gtk-common-themes/1535
loop4          7:4    0  10.8M  1 loop /snap/snap-store/1270
loop5          7:5    0  50.9M  1 loop /snap/snapd/25577
loop6          7:6    0  73.9M  1 loop /snap/core22/2133
loop7          7:7    0  50.8M  1 loop /snap/snapd/25202
loop8          7:8    0   4.2G  0 loop 
└─veracrypt1 254:0    0   4.2G  0 dm   /media/veracrypt1
sda            8:0    1 119.1G  0 disk 
└─sda1         8:1    1 119.1G  0 part 
sr0           11:0    1  1024M  0 rom  
nvme0n1      259:0    0   1.9T  0 disk 
├─nvme0n1p1  259:1    0   976M  0 part /boot/efi
├─nvme0n1p2  259:2    0   1.8T  0 part /
└─nvme0n1p3  259:3    0  63.7G  0 part [SWAP]

S.M.A.R.T

Um gleich vor der Benutzung unseren neu erstandenen Speicher auf Herz und Nieren zu prüfen, bedienen wir uns der sogenannten S.M.A.R.T (Self-Monitoring, Analysis and Reporting Technology) Tools. Das kann man zum einen mit dem im ersten Teil dieses Artikels vorgestellten Programm Disks tun, oder mit ausführlicheren Informationen über die Bash. Mit df -hT haben wir die SSD /dev/nvme0 bereits identifiziert, sodass wir smartctl aufrufen können.

ed@local:~$ sudo smartctl --all /dev/nvme0 
smartctl 7.4 2023-08-01 r5530 [x86_64-linux-6.12.48+deb13-amd64] (local build)
Copyright (C) 2002-23, Bruce Allen, Christian Franke, www.smartmontools.org

=== START OF INFORMATION SECTION ===
Model Number:                       SAMSUNG MZVL22T0HDLB-00BLL
Serial Number:                      S75ZNE0W602153
Firmware Version:                   6L2QGXD7
PCI Vendor/Subsystem ID:            0x144d
IEEE OUI Identifier:                0x002538
Total NVM Capacity:                 2,048,408,248,320 [2.04 TB]
Unallocated NVM Capacity:           0
Controller ID:                      6
NVMe Version:                       1.3
Number of Namespaces:               1
Namespace 1 Size/Capacity:          2,048,408,248,320 [2.04 TB]
Namespace 1 Utilization:            248,372,908,032 [248 GB]
Namespace 1 Formatted LBA Size:     512
Namespace 1 IEEE EUI-64:            002538 b63101bf9d
Local Time is:                      Sat Oct 25 08:07:32 2025 CST
Firmware Updates (0x16):            3 Slots, no Reset required
Optional Admin Commands (0x0017):   Security Format Frmw_DL Self_Test
Optional NVM Commands (0x0057):     Comp Wr_Unc DS_Mngmt Sav/Sel_Feat Timestmp
Log Page Attributes (0x0e):         Cmd_Eff_Lg Ext_Get_Lg Telmtry_Lg
Maximum Data Transfer Size:         128 Pages
Warning  Comp. Temp. Threshold:     83 Celsius
Critical Comp. Temp. Threshold:     85 Celsius

Supported Power States
St Op     Max   Active     Idle   RL RT WL WT  Ent_Lat  Ex_Lat
 0 +     8.41W       -        -    0  0  0  0        0       0
 1 +     8.41W       -        -    1  1  1  1        0     200
 2 +     8.41W       -        -    2  2  2  2        0     200
 3 -   0.0500W       -        -    3  3  3  3     2000    1200
 4 -   0.0050W       -        -    4  4  4  4      500    9500

Supported LBA Sizes (NSID 0x1)
Id Fmt  Data  Metadt  Rel_Perf
 0 +     512       0         0

=== START OF SMART DATA SECTION ===
SMART overall-health self-assessment test result: PASSED

SMART/Health Information (NVMe Log 0x02)
Critical Warning:                   0x00
Temperature:                        37 Celsius
Available Spare:                    100%
Available Spare Threshold:          10%
Percentage Used:                    0%
Data Units Read:                    43,047,167 [22.0 TB]
Data Units Written:                 25,888,438 [13.2 TB]
Host Read Commands:                 314,004,907
Host Write Commands:                229,795,952
Controller Busy Time:               2,168
Power Cycles:                       1,331
Power On Hours:                     663
Unsafe Shutdowns:                   116
Media and Data Integrity Errors:    0
Error Information Log Entries:      0
Warning  Comp. Temperature Time:    0
Critical Comp. Temperature Time:    0
Temperature Sensor 1:               37 Celsius
Temperature Sensor 2:               37 Celsius

Error Information (NVMe Log 0x01, 16 of 64 entries)
No Errors Logged

Self-test Log (NVMe Log 0x06)
Self-test status: No self-test in progress
No Self-tests Logged

Eine sehr praktische Informationsquelle, besonders wenn man beabsichtigt, eine gebrauchte Platte zu verbauen. Glücklicherweise zeigt meine System SSD nach knapp zwei Jahren Nutzung keine Auffälligkeiten.

fdisk

Der Klassiker unter den Festplattenprogrammen ist fdisk, das auch unter Windows Systemen verfügbar ist. Mit fdisk können nicht nur Platten formatiert werden, sondern auch einige Informationen herausgekitzelt werden. Hierfür gibt es die Parameter -l für list und -x mit mehr Details. Das Programm fdisk ist recht komplex und zum Formatieren von Datenträgern empfehle ich eher die im ersten Teil dieses Artikels vorgestellten grafischen Varianten Disks und Gparted. Mit dem grafischen Interface ist die Wahrscheinlichkeit, Fehler zu machen, weitaus geringer als in der Shell.

ed@local:~$ sudo fdisk -l
Disk /dev/nvme0n1: 1.86 TiB, 2048408248320 bytes, 4000797360 sectors
Disk model: SAMSUNG MZVL22T0HDLB-00BLL              
Units: sectors of 1 * 512 = 512 bytes
Sector size (logical/physical): 512 bytes / 512 bytes
I/O size (minimum/optimal): 512 bytes / 512 bytes
Disklabel type: gpt
Disk identifier: 347D3F20-0228-436D-9864-22A5D36039D9

Device              Start        End    Sectors  Size Type
/dev/nvme0n1p1       2048    2000895    1998848  976M EFI System
/dev/nvme0n1p2    2000896 3867305983 3865305088  1.8T Linux filesystem
/dev/nvme0n1p3 3867305984 4000796671  133490688 63.7G Linux swap

Disk /dev/sda: 119.08 GiB, 127865454592 bytes, 249737216 sectors
Disk model: Storage Device  
Units: sectors of 1 * 512 = 512 bytes
Sector size (logical/physical): 512 bytes / 512 bytes
I/O size (minimum/optimal): 512 bytes / 512 bytes
Disklabel type: dos
Disk identifier: 0xa82a04bd

Device     Boot Start       End   Sectors   Size Id Type
/dev/sda1        2048 249737215 249735168 119.1G 83 Linux

Basisreparatur mit Konsistenzcheck: fsck

Sollten wider Erwarten Probleme auftauchen, besteht mit dem Werkzeug fsck (File System Consistency Check) die Möglichkeit, das Dateisystem zu überprüfen und gegebenenfalls zu reparieren. Dazu muss man allerdings die entsprechende Partition angeben.

sudo fsck /dev/sdc


Wie man in dem Screenshot sehen kann, hatte ich vor einiger Zeit eine Partition mit einem defekten Superblock, sodass ein Zugriff auf die Daten nicht mehr möglich war. Grund für den Fehler war eine kaputte Speicherzelle in der SSD. Mit etwas Mühe ließ sich dann auf die Daten zugreifen und ich konnte diese auf einen anderen Speicher kopieren. Das klappt nicht immer. Weshalb ich als kleinen Ratschlag mitgeben möchte, vor solchen Rettungsaktionen immer gut vorbereitet zu sein. Das heißt, auch ein entsprechend großes, funktionierendes Ziellaufwerk bereit zu haben, um bei Erfolg sofort eine Sicherungskopie anfertigen zu können. Viele der hier vorgestellten Operationen verändern die Daten auf dem Speicher und es ist nicht sicher, ob ein erneuter Zugriff gelingen wird.

Linux Sysadmin Witz

Linux Sys-Admins empfehlen Anfängern gern das Löschen der französischen Sprachdateien, die man ja nicht braucht, um Platz zu sparen. Dazu soll man den Befehl sudo rm -fr / in der Konsole eintippen und ENTER drücken. Das sollte man auf keinen Fall tun, denn der Befehl löscht die gesamte Festplatte. Es gilt als das Gefährlichste, was man in Linux tun kann. Mit rm initiert man das Löschen, die Parameter -f und -r stehen für force und rekursiv, und der unscheinbare / verweist auf das Hauptverzeichnis.

Fake Check

Bisweilen kommt es vor, dass man Speicher erstanden hat, die eine hohe Kapazität anzeigen, diese Kapazitäten aber nicht im Ansatz vorhanden sind. Es handelt sich um sogenannte Fake Geräte. Das Problem dieser Fake Geräte ist, dass die Daten, die auf das Gerät geschrieben werden, für die keine Kapazität mehr vorhanden ist, im Nirwana landen. Leider erhält man keine Fehlermeldung und bemerkt das Problem oft erst, wenn man zu einem späteren Zeitpunkt wieder auf die Daten zugreifen möchte.

Ein sehr unschöner Weg, wie man an FAKE‑Geräte kommt, ist ein Hack in Amazon. Damit der Versand zuverlässig und schnell vonstattengeht, bietet Amazon für seine Händler die Option an, die Waren im eigenen Logistikcenter zu deponieren. Händler, die diese Option nutzen, werden auch bevorzugt auf der Amazon Seite angezeigt. Das Problem ist nun, dass gleiche Produkte alle in die selbe Kiste kommen, was durchaus auch Sinn ergibt. Diesen Umstand nutzen Kriminelle schamlos aus und senden an Amazon ihre FAKE-Produkte. Im Nachhinein kann man dann nicht mehr zuordnen, wer der ursprüngliche Lieferant war.

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Network Attached Storage (NAS)

Ein weiteres Szenario für den Umgang mit Massenspeichern unter Linux sind sogenannte NAS‑Festplatten, die über ein Netzwerkkabel an den Router angeschlossen werden und dann allen Geräten wie Fernsehern etc. zur Verfügung stehen. Damit der Zugriff auf die Dateien nur für berechtigte Nutzer freigegeben wird, kann man ein Passwort festlegen. Günstige Lösungen für den Heimgebrauch gibt es zum Beispiel von Western Digital mit der Produktserie MyCloud. Nun wäre es eine sehr praktische Sache, wenn man die eigene NAS automatisch beim Bootvorgang auf seinem Linuxsystem anmeldet, sodass sie ohne weitere Anmeldung sofort benutzbar ist. Dazu muss man die URL des NAS z. B. aus der Gebrauchsanweisung oder über einen Netzwerkscan ermitteln. Hat man jetzt alle notwendigen Informationen wie URL / IP, Anmeldenamen und Passwort, kann man mit einem Eintrag in der Datei /etc/fstab das NAS registrieren. Die Datei fstab haben wir bereits im Abschnitt über die SWAP Datei kennengelernt.

Zuerst installieren wir für einen problemlosen Zugriff auf die für NAS Systeme üblichen Dateisysteme NFS Unterstützung für Linux.

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Im nächsten Schritt müssen wir eine Datei anlegen, die den automatischen Login ermöglicht. Diese Datei nennen wir nas-login und speichern sie unter /etc/nas-login. Der Inhalt dieser Datei sind unsere Login Informationen.

user=accountname
password=s3cr3t

Abschließend editieren wir die Datei fstab und fügen als letzte Zeile folgende Information hinzu:

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Das Beispiel ist für eine Western Digital MyCloud Platte, die über die URL //wdmycloud.local/account erreichbar ist. Account ist an den entsprechenden Benutzer anzupassen. Der Mountpoint unter Linux lautet /media/nas. In den meisten Fällen muss man dieses Verzeichnis vorher mit sudo mkdir /media/nas erstellen. In den Credentials tragen wir die Datei mit unseren Anmeldeinformationen /etc/nas-login ein. Nach einem Reboot wird der Nasspeicher im Dateibrowser angezeigt und kann verwendet werden. Je nach Netzwerkgeschwindigkeit kann das den Bootvorgang um ein paar Sekunden verlängern. Noch länger dauert es, wenn der Rechner nicht mit dem heimischen Netzwerk verbunden ist und das NAS nicht verfügbar ist. Man kann sich mit einem Raspberry Pi auch sein eigenes NAS bauen, das kann aber Stoff für einen zukünftigen Artikel sein.

Anschließend möchte ich noch ein paar Worte zum Service von Western Digital verlieren. Ich hatte bereits 2 Tauschgeräte, die jedes Mal problemlos durch WD ersetzt worden sind. Natürlich habe ich dem Service im Vorfeld meine Analysen per Screenshot übermittelt, wodurch unsachgemäßer Gebrauch durch mich ausgeschlossen werden konnte.
Die in diesem Artikel vorgestellten Techniken haben mir dabei sehr geholfen, weswegen ich überhaupt auf die Idee gekommen bin, diesen Text zu verfassen. Damit will ich es auch belassen und hoffe, euch leisten die hier zusammengetragenen Informationen ebenso hilfreiche Dienste wie mir.


Pfadfinder

Pfadfinder

Elmar DottOkt. 13, 20255 min read

Das Setzen von Systemvariablen und das Anpassen der Pfadvariable sind sowohl unter Windows als auch unter Linux ein notwendiges Übel…

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