KI-Tools wie GitHub Copilot, ChatGPT und andere Code-Generatoren verändern die Entwicklerrolle. Viele Programmierer fragen sich, welche Fähigkeiten in Zukunft noch gefragt werden. KI ersetzt keine Entwickler. Aber Entwickler ohne Soft Skills ersetzen sich selbst.
“Die besten Entwickler 2030 werden keine besserenCodersein – sondern bessere Übersetzer zwischen Mensch und Maschine.”Andrej Karpathy, ex-OpenAI
Im Juni 2025 hat Microsoft 9000 Stellen gestrichen [1]. Unternehmen wie Microsoft, Google oder IBM stellen ihre Teams um – und KI-Tools sind oft Teil der Strategie. Ein Grund für diese Entlassungswellen ist die flächendeckende Verfügbarkeit leistungsfähiger KI Werkzeuge. Laut einer Studie von McKinsey [2] können KI-Systeme bereits bis zu 60% des Developer Arbeitspensums beschleunigen. Wenn KI bis zu 80% des Codings erledigen kann, was macht mich dann noch unersetzlich? Diese zentrale Frage stellen sich mittlerweile immer mehr Menschen, da sie direkt von der 4. industriellen Revolution betroffen sind oder in absehbarer Zeit davon betroffen werden.
Anders als bei früheren Revolutionen gibt es diesmal kein ‚Umschulen auf Webdesign‘. KI-Tools wie Devin oder ChatGPT-Coder automatisieren nicht nur Tasks, sondern ganze Berufsbilder und zwar schneller, als die meisten Betroffenen reagieren können. Studien zeigen: Bis zu 30% aller Entwicklerrollen werden bis 2030 nicht umgewandelt, sondern durch künstliche Intelligenz ersetzt.
Dieser Trend findet sich in fast allen Berufen, auch im klassischen Handwerk. Auf YouTube kann man gezielt nach Videos suchen, wie zum Beispiel in Moskau kleine, niedliche Roboter Bestellungen ausliefern. Oder wie Roboter ganze Häuser ausdrucken. Neue Patente, die Stahlspäne dem Beton zusetzen, erhöhen die Stabilität und ersetzen klassische Eisenflechter. Maschinen, die Bodenfliesen verlegen, sind ebenfalls zu sehen. Die Liste der Tätigkeiten, die durch KI ausgeführt werden können, ist lang.
Wenn man diese Prognose verinnerlicht, kann einem schon angst und bange werden. Um in dieser neuen Zeit nicht nur zu überleben, sondern sogar zu den Gewinnern zu gehören, verlangt ein hohes Maß an Flexibilität. Deswegen wird eine der wichtigsten Eigenschaften, die wir entwickeln müssen, ein flexibler Geist sein. Denn obwohl KI sehr leistungsfähig ist, sind auch ihr Grenzen gesetzt. Wenn wir nur darüber nachdenken, was uns als Menschen ausmacht, finden wir eine wichtige Eigenschaft: Kreativität. Wie können wir das für den künftigen Erfolg nutzen? Damit die Aussage: nutze deine Kreativität nicht zu einer Plattitüde wird, betrachte ich zuerst den Weg, wie es mit hoher Wahrscheinlichkeit nichts werden wird.
Oft fragen mich Juniorentwickler welches Framework, welche Programmierapache, welches Betriebssystem etc. sie lernen sollen. Dies waren bereits in der alten Zeit die falschen Fragen. Es geht nicht darum, Trends zu folgen, sondern einer Berufung. Wenn Programmieren für mich eine Berufung sein soll, dann geht es zuerst darum, richtig zu verstehen, was der Code, den man schreibt, wirklich tut. Mit einem tiefgreifenden Verständnis des Quelltextes lassen sich auch schnell Performanzverbesserungen finden. Optimierungen im Bereich Sicherheit gehören ebenfalls dazu. Aber auch das Lokalisieren von Fehlern und deren Beseitigung sind Eigenschaften guter Entwickler. Denn genau in diesen Bereichen ist die menschliche Kreativität künstlicher Intelligenz überlegen. Das bedeutet natürlich, als Konsequenz genau diese Fertigkeiten gezielt auszubauen.
Wer nur damit beschäftigt ist, aktuellen Modeerscheinungen hinterherzulaufen, gehörte bereits in der ‚alten‘ Zeit nicht zu den überall gefragten Spezialisten. Reine Code Monkeys deren Tätigkeiten vornehmlich aus Kopieren und Einfügen bestehen, ohne wirklich zu begreifen, was die Codeschnipsel bedeuten, waren von je her leicht ersetzbar. Gerade jetzt, wo KI die Produktivität erhöhen soll, ist es wichtig, schnell und sicher zu entscheiden, wo eine vorgeschlagene Implementierung Anpassungen benötigt, damit es nicht zu unliebsamen Überraschungen kommt, wenn die Anwendung in Produktion geht. Das bedeutet natürlich auch als Konsequenz, dass KI ein Werkzeug ist, das es effizient zu nutzen gilt. Um künftig auch weiterhin auf der Gewinnerseite zu bleiben, ist es unerlässlich, durch den gezielten Umgang mit KI die eigene Produktivität erheblich zu verbessern. Unternehmen erwarten von ihren Mitarbeitern, dass diese mit Unterstützung von KI ein vier bis fünffaches des aktuellen Arbeitspensums erledigen können.
Um mit künstlicher Intelligenz effektiv arbeiten zu können, sind die eigenen Kommunikationsskills essenziell. Denn nur wenn man seine Gedanken klar strukturiert hat, kann man diese auch korrekt und gezielt formulieren. Eine signifikante Leistungssteigerung lässt sich nur erreichen, wenn bereits bei der ersten Anweisung das gewünschte Ergebnis erreicht wird. Wer sich jedes Mal umständlich dem Sprachmodell erklären muss, wie Anfragen zu verstehen sind, weil diese zum Beispiel Mehrdeutigkeiten enthalten, wird wenig Zeitersparnis durch KI erzielen können.
Man kann im Grunde sagen, dass der Entwickler der Zukunft einige Managementfertigkeiten haben sollte. Neben klarer Aufgabenformulierung wird es viel um Selbstmanagement gehen. Geeignete Ressourcen für optimale Ergebnisse zu verteilen. Denn nicht nur künstliche Intelligenz bedroht den eigenen Arbeitsplatz, sondern auch eine starke Konkurrenz aus dem asiatischen Raum. Gut ausgebildete, motivierte und leistungsfähige Leute sind dort mittlerweile in hoher Zahl vorhanden.
Wir sehen also, es kommen durchaus sehr bewegte Zeiten auf uns zu. Die Welt wird sich noch ein wenig schneller drehen. Wer diese Veränderungen nicht als Bedrohung, sondern als Herausforderung wahrnimmt, hat gute Chancen, fit für die nicht mehr allzu weite Zukunft zu sein. Wer bereits jetzt die Weichen stellt, ist für das, was auf uns zukommen wird, gut gewappnet und muss sich vor nichts fürchten.