Prozesslandschaften

Sämtlich in einem Unternehmen aufgestellten Regeln und durchgeführten Aktivitäten stellen Prozesse dar. Deswegen kann auch pauschal gesagt werden, das die Summe der Prozesse eine Organisation beschreibt. Leider sind manchmal die Prozesse so kompliziert gestaltet, das diese sich negativ auf das Unternehmen auswirken. Was kann also getan werden um die Situation zu verbessern?

(c) 2022 Marco Schulz, JAVA aktuell Ausgabe 6

Laut ISO 900 Definition ist ein Prozess, ein Satz von in Wechselbeziehung stehenden Tätigkeiten. der Eingaben in Ergebnisse umwandelt. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Prozess atomar ist, also nicht weiter zerlegt werden kann oder aus mehreren Prozessen zusammengesetzt wurde. An dieser Stelle ist es wichtig auch kurz auf einige Begriffe einzugehen.

  • Choreographie: beschreibt einzelne Operationen, aber nicht die Nachrichtenreihenfolge (Ablauf). Es behandelt die etablierte Kommunikation zwischen zwei Teilnehmern.
  • Orchestration: beschreibt die Reihenfolge und Bedingungen der aufrufenden Teilprozesse.
  • Konversation: beschreibt die Abfolgen zwischen Prozessen. Es wird die gesamte zulässige Kommunikation (Vollständigkeit) zwischen zwei Teilnehmern beschrieben.

Die aufgeführten Begrifflichkeiten spielen für die Beschreibung von Prozessen eine wichtige Rolle. Wenn sie beispielsweise die Idee haben die für Ihr Unternehmen wichtigen Geschäftsprozesse in einem Prozessbrowser visualisiert darzustellen, müssen Sie sich bereits im Vorfeld über die Detailtiefe der bereitgestellten Informationen im Klaren sein. Sollten Sie die Absicht hegen möglichst alle Informationen in so einem Schaubild einzubringen, werden Sie schnell feststellen wie sehr die Übersichtlichkeit darunter leidet. Wählen Sie daher immer für die benötigte Anwendung die geeignete Darstellung aus.

Ansichtssachen

Hier kommen wir auch schon zur nächsten Fragestellung. Was sind geeignete Mittel um Prozesse verständlich darzustellen. Aus persönlicher Erfahrung hat sich in meinen Projekten ein Darstellung über den Informationsfluss gut bewährt. Dazu wiederum nutze ich die Business Process Model Notation, kurz BPMN die für solche Zwecke geschaffen wurde. Ein frei verfügbares Werkzeug um BPMN Prozesse aufzuzeichnen ist der BigAzi Modeler [1]. Die Möglichkeit aus BPMN Diagrammen wiederum softwaregestützte Programme mittels serviceorientierter Architekturen (SOA) zu erzeugen ist für ein Großteil der Unternehmen weniger nutzbringend und nicht so einfach umzusetzen wie es auf den ersten Blick scheint. Viel wichtiger bei einer Umsetzung zur grafischen Darstellung interner Unternehmensprozesse sind die so zu tage geförderten versteckten Erkenntnisse über mögliche Verbesserungen.

Besonders Unternehmen, die eine eigenständige Softwareentwicklung betreiben und die dort angewendeten Vorgehensweisen, möglichst in einem hohen Grade automatisieren wollen, können den Schritt zur Visualisierung interner Strukturen selten auslassen. Die hier viel zitierten Stichwörter Continuous Integration, Continuous Delivery und DevOps haben eine sehr hohe Automatisierungsstufe zum Ziel. Um in diesem Bereich erfolgreiche Ergebnisse erreichen zu können, ist es unumgänglich möglichst einfache und standardisierte Prozesse etabliert zu haben. Das beschreibt auch das Paradoxon der Automatisierung.

Prozessautomation reduziert das Risiko, dass Fehler gemacht werden. Aber hochkomplexe Prozesse sind naturgemäß nur sehr schwer zu automatisieren!

Wenn Sie den Entschluss gefasst haben die hauseigenen Geschäftsprozesse zu optimieren benötigen Sie selbstredend zuerst eine realistische Analyse des aktuellen IST – Zustands um daraus den gewünschten SOLL – Zustand zu beschreib

Abbildung 1: Die Transformation von der Ausgangssituation hin zu Zielstellung.

Es wäre an dieser Stelle nicht sehr hilfreich verschiedene Vorgehnsmodelle zu beschreiben, wie eine solche Transformation von statten gehen kann. Solche Vorhaben sind stets sehr individuell und den tatsächlichen Gegebenheiten im Unternehmen geschuldet. Hier sei Ihnen nur ein wichtiger Ratschlag mit auf den Weg gegeben. Gehen Sie kleine einfache Schritte und vermeiden Sie es möglichst alles auf einmal umsetzen zu wollen. Manchmal entdecken Sie während einer Umstellung wichtige Details die angepasst werden müssen. Das gelingt Ihnen gefahrlos wenn Sie genügend Reserven eingeplant haben. Sie sehen auch hier spiegeln sich agile Gedanken wieder, die Ihnen die Möglichkeit geben direkt auf Veränderungen einzugehen.

Richten Sie Ihr Augenmerk vor allem auf den zu erreichenden Sollzustand. Im Großen und Ganzen wird zwischen zwei Prozesstypen unterschieden. Autonome Prozesse laufen im Idealfall vollständig automatisiert ab und erfordern keinerlei manuelles Eingreifen. Dem gegenüber stehen die interaktiven Prozess, welche an ein oder mehreren Stellen auf eine manuelle Eingabe warten um weiter ausgeführt werden zu können. Ein sehr oft angestrebtes Ziel für den SOLL – Zustand der Prozesslandschaften sind möglichst kompakte und robuste autonome Prozesse um den Automatisierungsgrad zu verbessern. Folgende Punkte helfen Ihnen dabei das gesteckte Ziel zu erreichen:

  • Definieren Sie möglichst atomare Prozesse, die ausschließlich einen einzigen Vorgang oder einen Teilaspekt eines Vorgangs beschreiben.
  • Halten Sie die Prozessbeschreibung möglichst sehr einfach und orientieren Sie sich dabei an vorhanden Standards und suchen Sie nicht nach eigenen individuellen Lösungen.
  • Vermeiden Sie so gut es möglichst jegliche manuelle Interaktion.
  • Wägen Sie bei Ausnahmen sehr kritisch ab, wie oft diese tatsächlich auftreten und suchen Sie nach möglichen Lösungen diese Ausnahmen mit dem Standartvorgehen abarbeiten zu können.
  • Setzen Sie komplexe Prozessmodelle ausschließlich aus bereits vollständig beschriebenen atomaren Teilprozessen zusammen.

Sicher stellen Sie sich die Frage, was es mit meinem Hinweis auf die Verwendung von etablierten Standards auf sich hat. Viele der in einem Unternehmen auftretenden Probleme wurden meist bereist umfangreich und bewährt gelöst. Nicht nur aus Zeit und Kostengründen sollte bei der Verfügbarkeit bereits etablierter Vorgehensmodelle kein eigenes Süppchen gekocht werden. So erschweren Sie zum einem den Wissenstransfer zwischen Ihren Mitarbeitern und zum anderen erschweren Sie die Verwendung von standardisierter Branchensoftware. Hierzu möchte ich Ihnen ein kleines Beispiel aus meinem Alltag vorstellen, wo es darum geht in Unternehmen möglichst automatisierte DevOps Prozesse für die Softwareentwicklung und den Anwendungsbetrieb zu etablieren.

Die Kunst des Loslassen

Die größte Hürde die ein Unternehmen hier nehmen muss, ist eine Neuorientierung an dem Begriff Release und dem dahinterliegenden Prozess, der meist eigenwillig interpretiert wurde. Die Abweichung von bekannten Standards hat wiederum mehrere spürbare Folgen. Neben erhöhtem Personalaufwand für die administrativen Eingriffe im Releaseprozess besteht auch stets die Gefahr durch unglückliche äußere Umstände in zeitlichen Verzug zum aktuellen Plan zu geraten. Ohne auf die vielen ermüden technischen Details einzugehen liegt das gravierendste Missverständnis in dem Glauben es gäbe nach dem Erstellen eines Releases noch die Möglichkeit die in der Testphase erkannten Fehler im selben Release zu beheben. Das sieht dann folgendermaßen aus: nach einem Sprint wird beispielsweise das Release 2.3.0 erstellt, welches dann ausgiebig in der Testphase auf Herz und Nieren überprüft wird. Stellt man nun ein Fehler fest, ist es nicht möglich eine korrigiert Version 2.3.0 zu erzeugen. Die Korrektur hat ein neues Release zur Folge, welches dann die Versionsnummer 2.3.1 trägt. Ein wichtiger Standard der hier zum Tragen kommt ist die Verwendung des Semantic Versioning, welcher jedem einzelnen Segment der Versionsnummer eine Bedeutung zuordnet. In dem hier verwendeten Beispiel zeigt die letzte Stelle die für ein Release durchgeführten Korrekturen an. Falls Sie sich etwas intensiver mit dem Thema Semantic Versioning beschäftigen mögen, empfehle ich dazu die zugehörige Internetseite [2].

Was aber spricht nun dagegen ein bereits geplantes und auf den Weg gebrachtes Release bei der Detektion von Fehlern nicht zu stoppen, zu korrigieren und ‘repariert’ erneut unter der bereits vergebenen Versionsnummer auf den Weg zu schicken? Die Antwort ist recht einfach. Der erhebliche Arbeitsaufwand, welcher ausschließlich manuell durchgeführt werden muss, um den Fehler wieder auszubügeln. Abgesehen davon wird Ihre gesamte Entwicklungsarbeit für das Folgerelease erheblich ausgebremst. Ressourcen können nicht frei gegeben werden und der Fortschritt beginnt zu stagnieren.

Deswegen ist es wichtig sich so zu disziplinieren, das ein bereits auf den Weg gebrachtes Release sämtliche Prozeduren durchläuft und erst im letzten Schritt dann die manuell ausgeführte Entscheidung getroffen wird, ob das Release für den Produktive Einsatz auch geeignet ist. Deswegen rate ich grundsätzlich dazu den Begriff Release Kandidat aus dem Sprachgebrauch zu streichen und besser von einem Production Kandidat zu sprechen. Diese Bezeichnung spiegelt den Releaseprozess viel deutlicher wieder.

Sollten sich währen der Testphase Mängel aufzeigen, gilt zu erst zu entscheiden wie schwerwiegend diese sind und deren Behebung ist zu priorisieren. Das kann soweit gehen, das direkt ein Korrekturrelease auf den Weg gebracht werden muss, während parallel der nächste Sprint abgearbeitet wird. Weniger gravierende Fehler können dann auf die nächsten Folgesprits verteilt werden. Wie das alles in der täglichen Praxis umgesetzt werden kann – habe ich letztes Jahr in meinem Vortag “Rolling Stones: Vom Release überrollt” auf der JCON präsentiert. Den Videomitschnitt finden Sie frei zugänglich im Internet.

Unter dem Gesichtspunkt der Prozessoptimierung bedeute es für das aufgeführte Beispiel des Release Prozesses, das der Prozess beendet wurde, wenn aus dem Sourcecode erfolgreich eine binäres Artefakt mit einer noch nicht belegten Versionsnummer erstellt werden konnte. Das so entstandene Release wird umgehend an einer zentralen Stelle veröffentlicht (deliverd), wo es in den Testprozess übergeben werden kann. Erst wenn der Testprozess mit dem Ergebnis abgeschlossen wurde, dass das erzeugte Release auch in Produktion verwendet werden darf erfolgt die Übergabe in den Deployment Prozess. Sie sehen, das was vielerorts als ein gesamter Prozess angesehen wird ist genau betrachtet eine Orchestration aus mindestens 3 eiegnständigen Prozessen.


Abbildung 2: Continuous Delivery und Continuous Deployment.

Ein wichtiger Punkt den Sie In Abbildung 2 zum Thema DevOps ebenfalls herauslesen können ist, das der Schritt zwischen Continuous Delivery und Continuous Deployment besser nicht vollautomatisiert werden sollte, denn Deplyoment meint in diesem Kontext nicht das automatisierte bereitstellen der Anwendung auf allen verfügbaren Testinstanzen. Continuous Deployment meint in erste Linie ein automatisiertes Einsetzen der Anwendung in Produktion. Ob das immer eine gute Idee ist sollt sehr sorgfältig abgewogen werden.

Ein wertvoller Aspekt der Prozessbeschreibung in Organisationen ist die Ausarbeitung wichtiger Kriterien die erfüllt sein müssen, damit ein Prozess autonom ablaufen kann. Mit diesem Wissen können Sie bei der Evaluierung benötigter Werkzeuge sehr leicht einen Anforderungskatalog mit priorisierten Punkten erstellen, der einfach abgearbeitet wird. Kann das ins Auge gefasste Tool die aufgelisteten Punkte zufriedenstellend lösen und der aufgerufene Preis passt auch ins Budget, ist Ihre Suche erfolgreich beendet.

Fazit

Sehr oft wird mir entgegengebracht, das durch moderne DevOps Strategien der klassische Release Prozess obsolet geworden ist. Dem kann ich nicht zustimmen. Es mag wenige Ausnahmen geben, in den Unternehmen tatsächlich jede Codeänderung sofort in Produktion bringen. Aus Gründen der Gewährleistung und Haftung, kommt für viel Firmen ein so vollständig automatisiertes Vorgehen aber nicht in Frage. Auch der Datenschutz sorgt dafür, das die Bereich Entwicklung und Betrieb voneinander getrennt werden. Zudem benötigen umfangreiche Softwareprojekte auch eine strategische Planungsinstanz über die umzusetzenden Funktionalitäten. Diese Entscheidbarkeit wird auch künftig nicht beim Entwickler liegen, ganz gleich wie hervorgehoben der Punkt DevOps in der Stellenbeschreibung auch sein mag.

Wie Sie sehen ist das Thema der Prozessbeschreibung und Prozessoptimierung nicht ausschließlich ein Thema für produzierende Branchen. Auch der vielrorts detailreich beschriebene Softwareentwicklungsprozess hält einiges an Verbesserungspotenzial bereit. Ich hoffe ich konnte Sie mit meinen Zeilen ein wenig für das Thema sensibilisieren, ohne zu sehr ins technische verfallen zu sein.

Resourcen

  • https://www.bizagi.com/en/platform/modeler
  • https://semver.org

Der grüne Punkt – Mythos Wiederverwendung

Als mir im Studium die Vorzüge der objektorientierten Programmierung mit Java schmackhaft gemacht wurden, war ein sehr beliebtes Argument die Wiederverwendung. Dass der Grundsatz „write once use everywhere“ in der Praxis dann doch nicht so leicht umzusetzen ist, wie es die Theorie suggeriert, haben die meisten Entwickler bereits am eigenen Leib erfahren. Woran liegt es also, dass die Idee der Wiederverwendung in realen Projekten so schwer umzusetzen ist? Machen wir also einen gemeinsamen Streifzug durch die Welt der Informatik und betrachten verschiedene Vorhaben aus sicherer Distanz.

(c) 2022 Elmar Dott, Java akuell Ausgabe 2, S.55 – 57

Wenn ich daran denke, wie viel Zeit ich während meines Studiums investiert habe, um eine Präsentationsvorlage für Referate zu erstellen. Voller Motivation habe ich alle erdenklichen Ansichten in weiser Voraussicht erstellt. Selbst rückblickend war das damalige Layout für einen Nichtgrafiker ganz gut gelungen. Trotzdem kam die tolle Vorlage nur wenige Male zum Einsatz und wenn ich im Nachhinein einmal Resümee ziehe, komme ich zu dem Schluss, dass die investierte Arbeitszeit in Bezug auf die tatsächliche Verwendung in keinem Verhältnis gestanden hat. Von den vielen verschiedenen Ansichten habe ich zum Schluss exakt zwei verwendet, das Deckblatt und eine allgemeine Inhaltsseite, mit der alle restlichen Darstellungen umgesetzt wurden. Die restlichen 15 waren halt da, falls man das künftig noch brauchen würde. Nach dieser Erfahrung plane ich keine eventuell zukünftig eintreffenden Anforderungen mehr im Voraus. Denn den wichtigsten Grundsatz in Sachen Wiederverwendung habe ich mit dieser Lektion für mich gelernt: Nichts ist so beständig wie die Änderung.

Diese kleine Anekdote trifft das Thema bereits im Kern. Denn viele Zeilen Code werden genau aus der gleichen Motivation heraus geschrieben. Der Kunde hat es noch nicht beauftragt, doch die Funktion wird er ganz sicher noch brauchen. Wenn wir in diesem Zusammenhang einmal den wirtschaftlichen Kontext ausblenden, gibt es immer noch ausreichend handfeste Gründe, durch die Fachabteilung noch nicht spezifizierte Funktionalität nicht eigenmächtig im Voraus zu implementieren. Für mich ist nicht verwendeter, auf Halde produzierter Code – sogenannter toter Code – in erster Linie ein Sicherheitsrisiko. Zusätzlich verursachen diese Fragmente auch Wartungskosten, da bei Änderungen auch diese Bereiche möglicherweise mit angepasst werden müssen. Schließlich muss die gesamte Codebasis kompilierfähig bleiben. Zu guter Letzt kommt noch hinzu, dass die Kollegen oft nicht wissen, dass bereits eine ähnliche Funktion entwickelt wurde, und diese somit ebenfalls nicht verwenden. Die Arbeit wird also auch noch doppelt ausgeführt. Nicht zu vergessen ist auch das von mir in großen und langjährig entwickelten Applikationen oft beobachtete Phänomen, dass ungenutzte Fragmente aus Angst, etwas Wichtiges zu löschen, über Jahre hinweg mitgeschleppt werden. Damit kommen wir auch schon zum zweiten Axiom der Wiederverwendung: Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.

Über die vielen Jahre, genauer gesagt Jahrzehnte, in denen ich nun verschiedenste IT- beziehungsweise Softwareprojekte begleitet habe, habe ich ein Füllhorn an Geschichten aus der Kategorie „Das hätte ich mir sparen können!“ angesammelt. Virtualisierung ist nicht erst seit Docker [1] auf der Bildfläche erschienen – es ist schon weitaus länger ein beliebtes Thema. Die Menge der von mir erstellten virtuellen Maschinen (VMs) kann ich kaum noch benennen – zumindest waren es sehr viele. Für alle erdenklichen Einsatzszenarien hatte ich etwas zusammengebaut. Auch bei diesen tollen Lösungen erging es mir letztlich nicht viel anders als bei meiner Office-Vorlage. Grundsätzlich gab es zwei Faktoren, die sich negativ ausgewirkt haben. Je mehr VMs erstellt wurden, desto mehr mussten dann auch gewertet werden. Ein Worst-Case-Szenario heutzutage wäre eine VM, die auf Windows 10 basiert, die dann jeweils als eine .NET- und eine Java-Entwicklungsumgebung oder Ähnliches spezialisiert wurde. Allein die Stunden, die man für Updates zubringt, wenn man die Systeme immer mal wieder hochfährt, summieren sich auf beachtliche Größen. Ein Grund für mich zudem, soweit es geht, einen großen Bogen um Windows 10 zu machen. Aus dieser Perspektive können selbsterstellte DockerContainer schnell vom Segen zum Fluch werden.

Dennoch darf man diese Dinge nicht gleich überbewerten, denn diese Aktivitäten können auch als Übung verbucht werden. Wichtig ist, dass solche „Spielereien“ nicht ausarten und man neben den technischen Erfahrungen auch den Blick für tatsächliche Bedürfnisse auf lange Sicht schärft.

Gerade bei Docker bin ich aus persönlicher Erfahrung dazu übergegangen, mir die für mich notwendigen Anpassungen zu notieren und zu archivieren. Komplizierte Skripte mit Docker-Compose spare ich mir in der Regel. Der Grund ist recht einfach: Die einzelnen Komponenten müssen zu oft aktualisiert werden und der Einsatz für jedes Skript findet in meinem Fall genau einmal statt. Bis man nun ein lauffähiges Skript zusammengestellt hat, benötigt man, je nach Erfahrung, mehrere oder weniger Anläufe. Also modifiziere ich das RUN-Kommando für einen Container, bis dieser das tut, was ich von ihm erwarte. Das vollständige Kommando hinterlege ich in einer Textdatei, um es bei Bedarf wiederverwenden zu können. Dieses Vorgehen nutze ich für jeden Dienst, den ich mit Docker virtualisiere. Dadurch habe ich die Möglichkeit, verschiedenste Konstellationen mit minimalen Änderungen nach dem „Klemmbaustein“-Prinzip zu rchestrieren. Wenn sich abzeichnet, dass ein Container sehr oft unter gleichen Bedienungen instanziiert wird, ist es sehr hilfreich, diese Konfiguration zu automatisieren. Nicht ohne Grund gilt für Docker-Container die Regel, möglichst nur einen Dienst pro Container zu virtualisieren.

Aus diesen beiden kleinen Geschichten lässt sich bereits einiges für Implementierungsarbeiten am Code ableiten. Ein klassischer Stolperstein, der mir bei der täglichen Projektarbeit regelmäßig unterkommt, ist, dass man mit der entwickelten Applikation eine eierlegende Wollmilchsau – oder, wie es in Österreich heißt: ein Wunderwutzi – kreieren möchte. Die Teams nehmen sich oft zu viel vor und das Projektmanagement versucht, den Product Owner auch nicht zu bekehren, lieber auf Qualität statt auf Quantität zu setzen. Was ich mit dieser Aussage deutlich machen möchte, lässt sich an einem kleinen Beispiel verständlich machen.

Gehen wir einmal davon aus, dass für eigene Projekte eine kleine Basisbibliothek benötigt wird, in der immer wiederkehrende Problemstellungen zusammengefasst werden – konkret: das Verarbeiten von JSON-Objekten [2]. Nun könnte man versuchen, alle erdenklichen Variationen im Umgang mit JSON abzudecken. Abgesehen davon, dass viel Code produziert wird, erzielt ein solches Vorgehen wenig Nutzen. Denn für so etwas gibt es bereits fertige Lösungen – etwa die freie Bibliothek Jackson [3]. Anstelle sämtlicher denkbarer JSON-Manipulationen ist in Projekten vornehmlich das Serialisieren und das Deserialisieren gefragt. Also eine Möglichkeit, wie man aus einem Java-Objekt einen JSON-String erzeugt, und umgekehrt. Diese beiden Methoden lassen sich leicht über eine Wrapper-Klasse zentralisieren. Erfüllt nun künftig die verwendete JSON-Bibliothek die benötigten Anforderungen nicht mehr, kann sie leichter durch eine besser geeignete Bibliothek ersetzt werden. Ganz nebenbei erhöhen wir mit diesem Vorgehen auch die Kompatibilität [4] unserer Bibliothek für künftige Erweiterungen. Wenn JSON im Projekt eine neu eingeführte Technologie ist, kann durch die Minimal-Implementierung stückweise Wissen aufgebaut werden. Je stärker der JSONWrapper nun in eigenen Projekten zum Einsatz kommt, desto wahrscheinlicher ist es, dass neue Anforderungen hinzukommen, die dann erst umgesetzt werden, wenn sie durch ein Projekt angefragt werden. Denn wer kann schon abschätzen, wie der tatsächliche Bedarf einer Funktionalität ist, wenn so gut wie keine Erfahrungen zu der eingesetzten Technologie vorhanden sind?

Das soeben beschriebene Szenario läuft auf einen einfachen Merksatz hinaus: Eine neue Implementierung möglichst so allgemein wie möglich halten, um sie nach Bedarf immer weiter zu spezialisieren.

Bei komplexen Fachanwendungen hilft uns das Domain-driven Design (DDD) Paradigma, Abgrenzungen zu Domänen ausfindig zu machen. Auch hierfür lässt sich ein leicht verständliches, allgemein gefasstes Beispiel finden. Betrachten wir dazu einmal die Domäne einer Access Control List (ACL). In der ACL wird ein Nutzerkonto benötigt, mit dem Berechtigungen zu verschiedenen Ressourcen verknüpft werden. Nun könnte man auf die Idee kommen, im Account in der ACL sämtliche Benutzerinformationen wie Homepage, Postadresse und Ähnliches abzulegen. Genau dieser Fall würde die Domäne der ACL verletzen, denn das Benutzerkonto benötigt lediglich Informationen, die zur Authentifizierung benötigt werden, um eine entsprechende Autorisierung zu ermöglichen.

Jede Anwendung hat für das Erfassen der benötigten Nutzerinformationen andere Anforderungen, weshalb diese Dinge nicht in eine ACL gehören sollten. Das würde die ACL zu sehr spezialisieren und stetige Änderungen verursachen. Daraus resultiert dann auch, dass die ACL nicht mehr universell einsatzfähig ist.

Man könnte nun auf die Idee kommen, eine sehr generische Lösung für den Speicher zusätzlicher Nutzerinformationen zu entwerfen
und ihn in der ACL zu verwenden. Von diesem Ansatz möchte ich abraten. Ein wichtiger Grund ist, dass diese Lösung die Komplexität der ACL unnötig erhöht. Ich gehe obendrein so weit und möchte behaupten, dass unter ungünstigen Umständen sogar Code-Dubletten entstehen. Die Begründung dafür ist wie folgt: Ich sehe eine generische Lösung zum Speichern von Zusatzinformationen im klassischen Content Management (CMS) verortet. Die Verknüpfung zwischen ACL und CMS erfolgt über die Benutzer-ID aus der ACL. Somit haben wir gleichzeitig auch zwischen den einzelnen Domänen eine lose Kopplung etabliert, die uns bei der Umsetzung einer modularisierten Architektur sehr behilflich sein wird.

Zum Thema Modularisierung möchte ich auch kurz einwerfen, dass Monolithen [5] durchaus auch aus mehreren Modulen bestehen können und sogar sollten. Es ist nicht zwangsläufig eine Microservice-Architektur notwendig. Module können aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet werden. Einerseits erlauben sie es einem Team, in einem fest abgegrenzten Bereich ungestört zu arbeiten, zum anderen kann ein Modul mit einer klar abgegrenzten Domäne ohne viele Adaptionen tatsächlich in späteren Projekten wiederverwendet werden.

Nun ergibt sich klarerweise die Fragestellung, was mit dem Übergang von der Generalisierung zur Spezialisierung gemeint ist. Auch hier hilft uns das Beispiel der ACL weiter. Ein erster Entwurf könnte die Anforderung haben, dass, um unerwünschte Berechtigungen falsch konfigurierter Rollen zu vermeiden, die Vererbung von Rechten bestehender Rollen nicht erwünscht ist. Daraus ergibt sich dann der Umstand, dass jedem Nutzer genau eine Rolle zugewiesen werden kann. Nun könnte es sein, dass durch neue Anforderungen der Fachabteilung eine Mandantenfähigkeit eingeführt werden soll. Entsprechend muss nun in der ACL eine Möglichkeit geschaffen werden, um bestehende Rollen und auch Nutzeraccounts einem Mandanten zuzuordnen. Eine Domänen-Erweiterung dieser hinzugekommenen Anforderung ist nun basierend auf der bereits bestehenden Domäne durch das Hinzufügen neuer Tabellenspalten leicht umzusetzen.

Die bisher aufgeführten Beispiele beziehen sich ausschließlich auf die Implementierung der Fachlogik. Viel komplizierter verhält sich das Thema Wiederverwendung beim Punkt der grafischen Benutzerschnittelle (GUI). Das Problem, das sich hier ergibt, ist die Kurzlebigkeit vieler chnologien. Java Swing existiert zwar noch, aber vermutlich würde sich niemand, der heute eine neue Anwendung entwickelt, noch für Java Swing entscheiden. Der Grund liegt in veraltetem Look-and-Feel der Grafikkomponenten. Um eine Applikation auch verkaufen zu können, darf man den Aspekt der Optik nicht außen vor lassen. Denn auch das Auge isst bekanntlich mit. Gerade bei sogenannten Green-Field-Projekten ist der Wunsch, eine moderne, ansprechende Oberfläche anbieten zu können, implizit. Deswegen vertrete ich die Ansicht, dass das Thema Wiederverwendung für GUI – mit wenigen Ausnahmen – keine wirkliche Rolle spielt.

Lessons Learned

Sehr oft habe ich in der Vergangenheit erlebt, wie enthusiastisch bei Kick-off-Meetings die Möglichkeit der Wiederverwendung von Komponenten in Aussicht gestellt wurde. Dass dies bei den verantwortlichen Managern zu einem Glitzern in den Augen geführt hat, ist auch nicht verwunderlich. Als es dann allerdings zu ersten konkreten Anfragen gekommen ist, eine Komponente in einem anderen Projekt einzusetzen, mussten sich alle Beteiligten eingestehen, dass dieses Vorhaben gescheitert war. In den nachfolgenden Retrospektiven sind die Punkte, die ich in diesem Artikel vorgestellt habe, regelmäßig als Ursachen identifiziert worden. Im Übrigen genügt oft schon ein Blick in das Datenbankmodell oder auf die Architektur einer Anwendung, um eine Aussage treffen zu können, wie realistisch eine Wiederverwendung tatsächlich ist. Bei steigendem Komplexitätsgrad sinkt die Wahrscheinlichkeit, auch nur kleinste Segmente erfolgreich für eine Wiederverwendung herauslösen zu können.

Referenzen

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7 Totsünden für Software Projekte

Das Scheitern von Projekten ist Gegenstand vieler Publikationen. Seit Jahrzehnten versucht man diesem Umstand durch verschiedenste Methodiken und Werkzeuge mehr oder minder erfolgreich beizukommen. Obwohl auf den ersten Blick die Gründe eines Misserfolges mannigfaltig scheinen, kann überwiegend schlechtes Management als Problemquelle identifiziert werden. So verweist auch der nachfolgend übersetzte Artikel von Yegor Bugayenko, welche Umstände dafür sorgen tragen können, das Projekte in schlechtes Fahrwasser geraten.

Wartbarkeit gehört zu den wertvollsten Tugenden moderner Software Entwicklung. Eine einfache Möglichkeit Wartbarkeit zu messen, besteht darin die Arbeitszeit zu messen, welche ein Entwickler benötigt um in einem neuen Projekt eigenständig ernsthafte Änderungen vorzunehmen. Je mehr Zeit benötigt wird um so schlechter ist die Wartbarkeit. In einigen Projekten ist diese Zeitanforderung beinahe unendlich. Was einfach ausgedrückt bedeutet, das diese Projekte schlichtweg nicht wartbar sind. Ich glaube das es sieben fundamentale und fatale Anzeichen gibt, das Projekte unwartbar werden. Hier sind sie:

1. Anti-Pattern

Unglücklicherweise sind die Programmiersprachen, welche wir benutzen zu flexibel. Sie ermöglichen zu viel und unterbinden zu wenig. Java zum Beispiel, besitzt keine Restriktionen ein ganze Anwendung mit ein paar tausend Methoden in nur eine Klasse zu packen. Technisch gesehen wird die Anwendung kompilieren und laufen, dennoch handelt es sich um das bekannte Anti-Pattern God Object.

Somit sind Anti-Pattern technisch akzeptierte Möglichkeiten eines Entwurfes, welcher allgemein als schlecht anerkannt ist. Es gibt für ede Sprache unzählige Anti-Pattern. Ihre Gegenwartin unserem Produkt is gleichzusetzen mit einem Tumor in einem lebendem Organismus. Wenn er einmal beginnt zu wachsen ist es sehr schwierig ihm Einhalt zu gebieten. Möglicherweise stirbt der gesamte Organismus. Möglicherweise muss die gesamte Anwendung neu geschrieben werden, weil sie unwartbar geworden ist.

Wenn nur einige Anti-Pattern zugelassen werden, werden denen möglicherweise schnell weitere folgen und der “Tumor” beginnt zu wachsen.

Dies trifft besonders auf objektorientierte Sprachen (Java, C++, Ruby und Phyton) zu, vor allem wegen ihrer Erblast aus prozeduralen Sprachen (C, Fortran und COBOL) und weil Entwickler zu einer imperativen und prozeduralen Denkweise neigen. Unglücklicherweise.

Übrigens empfehle ich zu der Liste von Anti-Pattern [2] einige Dinge ebenfalls als schlechte Programmierlösungen [3].

Meine einzige praktische Empfehlung an dieser Stelle ist lesen und lernen. Vielleicht helfen dieses Bücher [4] oder mein eigenes [5]. Eine generelle skeptische Einstellung zur eigenen Arbeit und keine Entspannungshaltung wenn es nur funktioniert. Genauso wie bei Krebs. Je früher es diagnostiziert wird um so größer ist die Chance zu überleben.

2. Unverfolgte Änderungen

Bei einem Blick auf die commit history sollte man in der Lage sein für jede einzelne Änderung sagen zu können was geändert wurde, wer die Änderung vorgenommen hat und warum die Änderung statt gefunden hat. Es sollte nicht mehr als einige Sekunden benötigen um diese drei Fragen zu beantworten. In den meisten Projekten ist das nicht der Fall. Hier sind einige praktische Vorschläge:

  • Benutze stets Tickets: Ganz gleich wie klein das Projekt oder das Team ist, selbst wenn es nur eine Person umfasst. Erzeugt stets Tickets (Z. B. GitHub Issues) für jedes Problem welches gelöst wird. Erläutert das Problem kurz im Ticket und dokumentiert die Lösungsansätze. Das Ticket sollte als temporäres Sammelbecken für alle Informationen die sich auf das Problem beziehen dienen. Alles was in Zukunft dazu beitragen kann die paar „komischen“ commits zu verstehen sollte in dem Ticket veröffentlicht werden.
  • Referenzieren von Tickets in den Commits: Unnötig zu erwähnen ist das jeder Commit eine Beschreibung (Message) haben muss. Commits ohne Beschreibung gehören zu einer sehr unsauberen Arbeitsweise, die ich hier nicht mehr ausführen muss. Allerdings eine saloppe Beschreibung wird den Ansprüchen ebenfalls nicht gerecht. So sollte die Beschreibung stets mit der Ticketnummer beginnen, an der gerade gearbeitet wurde. GitHub beispielsweise verknüpft automatisch Commits mit den zugehörigen Tickets um die Nachverfolgbarkeit von Änderungen zu gewährleisten.
  • Nicht alles löschen: Git ermöglicht sogenannte „forched“ push, welche den gesamten remote Branch überschreiben.Dies ist nur ein Beispiel wie die Entwicklungshistorie zerstört werden kann. Oft habe ich beobachten können wie Leute ihre Kommentare in GitHub gelöscht haben, um die Tickets zu bereinigen. Das ist schlichtweg falsch. Lösche niemals alles. Behaltet eure Historie ganz gleich wie schlecht oder unaufgeräumt sie erscheinen mag.

3. Ad Hoc Releases

Jedes Stück Software muss vor einer Auslieferung zum Endkunden paketiert werden. Handelt es sich um eine Java Bibliothek ist das Paketformat eine .jar Datei die in die üblichen Repositorien abgelegt wurde. Ist es eine Webapplikation muss sie auf eine Plattform installiert werden. Gleich wie groß oder klein das Produkt ist es existiert eine Standartprozedur für testen, paketieren und ausliefern.

Eine optimale Lösung könnte eine Automatisierung dieser Vorgänge sein. Dies ermöglicht eine Ausführung über die Kommandozeile mit einer einfachen Anweisung.

$ ./release.sh ... DONE (took 98.7s)

Die meisten Projekte sind sehr weit entfernt von solch einem Ansatz. Ihr Releaseansatz beinhaltet einige Magie. Die Leute welche dafür verantwortlich sind, auch bekannt als DevOps, müssen lediglich einige Knöpfe drücken, irgendwo einloggen und Metriken prüfen et Cetera. Solch ein Ad Hoc Releaseprozess ist ein sehr typisches Zeichen für die gesamte Software Entwicklungsindustrie.

Ich habe einige praktische Ratschläge zu geben: automatisiert. Ich verwende rultor.com dafür, aber es steht natürlich frei jedes beliebe andere Werkzeug dafür einzusetzen. Das einzig wichtige ist das der gesamte Prozess vollständig automatisiert ist und von der Kommandozeile ausgeführt werden kann.

4. Freiwillige statische Analyse

Statische Analyse [6] ist das, was den Quelltext besser aussehen lässt. Implizit sind wir bei dem Vorgang dazu eingeladen den Code auch effektiver zu machen. Dies gelingt allerdings nur wenn das gesamte Team dazu angehalten ist den Vorgaben der statischen Analysewerkzeuge zu folgen. Ich schrieb bereits darüber in [7]. Für Java Projekte hab ich qulice.com und für Ruby Projekte rubocop verwendet. Es gibt sehr viele ähnliche Werkzeuge für nahezu jede Programmiersprache.

Jedes Tool kann verwendet werden, solange es für alle Verpflichtend ist. In vielen Projekten in denen statische Analyse in Verwendung kommt, erzeugen die Entwickler lediglich aufgehübschte Reports und behalten ihre alten Programmier-Gewohnheiten bei. Solche freiwilligen Ansätze bringen keine Verbesserungen für das Projekt. Sie erzeugen lediglich eine Illusion von Qualität.

Mein Rat ist, dass die statische Analyse ein verpflichtender Schritt der Deployment Pipline ist. Ein Build kann nur dann erfolgreich sein, wenn keine der statischen Regeln verletzt wurden.

5. Unbekannte Testabdeckung

Einfach ausgerückt bedeutet Testabdeckung in welchen Grad die Software durch Unit- oder Integrationstests getestet wurde. Je höher die Testabdeckung ist, us so mehr Code wurde durch die Testfälle ausgeführt. Offensichtlich ist eine hohe Abdeckung eine gute Sache.

Wie immer kennen viele Entwickler den Grad ihre Testabdeckung nicht. Sie messen diese Metrik einfach nicht. Vielleicht haben sie einige Testfälle aber niemand vermag zu sagen wie tief diese die Software überprüfen und welche Teile nicht getestet wurden. Diese Situation ist weitaus schlimmer als eine niedrige Testabdeckung welche jedem bekannt ist.

Eine hohe Testabdeckung ist keine Garantie für gute Qualität, das ist offensichtlich. Aber eine unbekannte Testabdeckung ist ein eindeutiger Indikator von Wartbarkeitsproblemen. Wenn eine neuer Entwickler in das Projekt integriert wird, sollte er in der Lage sein einige Änderungen vorzunehmen und sehen wie die Testabdeckung sich dadurch verändert. Idealerweise sollte wie Testabdeckung auf gleiche Weise wie statische Analyse überprüft werden. Der Buld sollte fehlschlagen wenn die Voreinstellung unterschritten wird. Idealerweise beträgt die Testabdeckung um die 80%.

6. Nonstop Entwicklung

Was ich mit nonstop meine ist Entwicklung ohne Meilensteine und Releases. Egal welche Art von Software implementiert wird, sie muss Released und die Ergebnisse regelmäßig visualisiert werden. Ein Projekt ohne eine eindeutige Releasehistorie ist ein unwartbares Chaos.

Der Grund dafür ist, das Wartbarkeit nur dann möglich ist, wenn der Quelltext gelesen und auch verstanden wurde.

Wenn ich einen Blick auf die Sourcen werfe, den zugehörigen Commits und der Release Historie sollte ich in der Lage sein zu sagen was die Intension des Autors war. Was passierte im Projekt vor einem Jahr? Wie steht es mit dem aktuellen Status? Wie sind die künftigen Schritte geplant? Alle diese Informationen müssen Bestandteil des Quelltextes sein und noch viel wichtiger, in der Git Historie.

Git Tags und GitHub Release Notes sind zwei wirkungsvolle Instrumente die mir diese Informationen zu Verfügung stellen. Nutze sie in vollem Umfang. Ebenso sollte nicht vergessen werden, das jede binäre Version des Produktes als ständiger Download verfügbar sein muss. Das bedeutet das ich in der Lage sein sollt die Version 0.1.3 herunter zu aden und zu testen, selbst wenn das Projekt bereits an der Version 3.4 arbeitet.

7. Undokumentierte Interfaces

Jede Software hat Schnittstellen, die verwendet werden sollten. Handelt es sich um eine Ruby gem, so existieren Klassen und Methoden die von Endanwendern Verwendung finden. Geht es um eine Webapplikation so gibt es Webseiten welche von einem Endbenutzer aufgerufen werden um mit der Anwendung zu interagieren. Jedes Software Projekt hat also ein Interface welches ausführlich beschreiben werden muss.

Wie mit den andern Punkten, welche bereits erwähnt wurden handelt es sich hierbei auch um Wartbarkeit. Als neuer Programmierer in einem Projekt beginnt die Einarbeitung bei den Interfaces. Jeder sollte daher verstehen was die Aufgabe des Interfaces ist und wie es benutzt werden kann.

Ich spreche von der Dokumentation für die Benutzer, nicht für Entwickler. Im allgemeinen bin ich gegen Dokumentation innerhalb der Software. An dieser Stelle stimme ich vollständig mit dem Agilen Manifest [7] überein. Funktionierende Anwendungen sind wichtiger als ausschweifende Dokumentation. Aber das meint nicht das Referenzieren auf eine externe Dokumentation welche für die Anwender gedacht ist.

Endanwender Interaktion mit der Anwendung muss sauber dokumentiert werden.

Handelt es sich um eine Bibliothek, so sind die Anwender Entwickler welche das Produkt verwenden und es nicht durch eigenen Code erweitern. Die Nutzung erfolgt ausschließlich als Black Box.

Diese Kriterien verwenden wir um Open Source Projekte für unseren Award [8] zu evaluieren.

Resourcen

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Versionsnummern Anti-Patterns

Nachdem die Gang Of Four (GOF) Erich Gamma, Richard Helm, Ralph Johnson und John Vlissides das Buch Design Patterns: Elements of Reusable Object-Oriented Software (Elemente wiederverwendbarer objektorientierter Software), wurde das Erlernen der Beschreibung von Problemmustern und deren Lösungen in fast allen Bereichen der Softwareentwicklung populär. Ebenso populär wurde das Erlernen der Beschreibung von Don’ts und Anti-Patterns.

In Publikationen, die sich mit den Konzepten der Entwurfsmuster und Anti-Pattern befassen, finden wir hilfreiche Empfehlungen für Softwaredesign, Projektmanagement, Konfigurationsmanagement und vieles mehr. In diesem Artikel möchte ich meine Erfahrungen im Umgang mit Versionsnummern für Software-Artefakte weitergeben.

Die meisten von uns sind bereits mit einer Methode namens semantische Versionierung vertraut, einem leistungsstarken und leicht zu erlernenden Regelwerk dafür, wie Versionsnummern strukturiert sein sollten und wie die einzelnen Segmente zu inkrementieren sind.

Beispiel für eine Versionsnummerierung:

  • Major: Inkompatible API-Änderungen.
  • Minor: Hinzufügen neuer Funktionen.
  • Patch: Fehlerbehebungen und Korrekturen.
  • Label: SNAPSHOT zur Kennzeichnung des Status “in Entwicklung”.

Eine inkompatible API-Änderung liegt dann vor, wenn eine von außen zugängliche Funktion oder Klasse gelöscht oder umbenannt wurde. Eine andere Möglichkeit ist eine Änderung der Signatur einer Methode. Das bedeutet, dass der Rückgabewert oder die Parameter gegenüber der ursprünglichen Implementierung geändert wurden. In diesen Fällen ist es notwendig, das Major-Segment der Versionsnummer zu erhöhen. Diese Änderungen stellen für API-Kunden ein hohes Risiko dar, da sie ihren eigenen Code anpassen müssen.

Beim Umgang mit Versionsnummern ist es auch wichtig zu wissen, dass 1.0.0 und 1.0 gleichwertig sind. Dies hat mit der Anforderung zu tun, dass die Versionen einer Softwareversion eindeutig sein müssen. Wenn dies nicht der Fall ist, ist es unmöglich, zwischen Artefakten zu unterscheiden. In meiner beruflichen Praxis war ich mehrfach an Projekten beteiligt, bei denen es keine klar definierten Prozesse für die Erstellung von Versionsnummern gab. Dies hatte zur Folge, dass das Team die Qualität des Artefakts sicherstellen musste und sich nicht mehr sicher war, mit welcher Version des Artefakts es sich gerade befasste.

Der größte Fehler, den ich je gesehen habe, war die Speicherung der Version eines Artefakts in einer Datenbank zusammen mit anderen Konfigurationseinträgen. Die korrekte Vorgehensweise sollte sein: die Version innerhalb des Artefakts so zu platzieren, dass niemand nach einem Release diese von außen ändern kann. Die Falle, in die man sonst tappt, ist der Prozess, wie man die Version nach einem Release oder Neuinstallation aktualisiert.

Vielleicht haben Sie eine Checkliste für alle manuellen Tätigkeiten während eines Release. Aber was passiert, nachdem eine Version in einer Testphase installiert wurde und aus irgendeinem Grund eine andere Version der Anwendung eneut installiert werden muss? Ist Ihnen noch bewusst, dass Sie die Versionsnummer manuell in der Datenbank ändern müssen? Wie finden Sie heraus, welche Version installiert ist, wenn die Informationen in der Datenbank nicht stimmen?

Die richtige Version in dieser Situation zu finden, ist eine sehr schwierige Aufgabe. Aus diesem Grund haben gibt es die Anforderung, die Version innerhalb der Anwendung zu halten. Im nächsten Schritt werden wir einen sicheren und einfachen Weg aufzeigen, wie man dieses Problem voll automatisiert lösen kann.

Die Voraussetzung ist eine einfache Java-Bibliothek die mit Maven gebaut wird. Standardmäßig wird die Versionsnummer des Artefakts in der POM notiert. Nach dem Build-Prozess wird unser Artefakt erstellt und wie folgt benannt: artifact-1.0.jar oder ähnlich. Solange wir das Artefakt nicht umbenennen, haben wir eine gute Möglichkeit, die Versionen zu unterscheiden. Selbst nach einer Umbenennung kann mit einem einfachen Trick nach einem Unzip des Archives im META-INF-Ordner der richtige Wert gefunden werden.

Wenn Sie die Version in einer Poroperty oder Klasse fest einkodiert haben, würde das auch funktionieren, solange Sie nicht vergessen diese immer aktuell zu halten. Vielleicht müssen Sie dem Branching und Merging in SCM Systemen wie Git besondere Aufmerksamkeit schenken, um immer die korrekte Version in Ihrer Codebasis zu haben.

Eine andere Lösung ist die Verwendung von Maven und dem Tokenreplacement. Bevor Sie dies in Ihrer IDE ausprobieren, sollten Sie bedenken, dass Maven zwei verschiedene Ordner verwendet: Sources und Ressourcen. Die Token-Ersetzung in den Quellen wird nicht richtig funktionieren. Nach einem ersten Durchlauf ist Ihre Variable durch eine feste Zahl ersetzt und verschwunden. Ein zweiter Durchlauf wird daher fehlschlagen. Um Ihren Code für die Token-Ersetzung vorzubereiten, müssen Sie Maven als erstes im Build-Lifecycle konfigurieren:

<build>
   <resources>
      <resource>
         <directory>src/main/resources/</directory>
         <filtering>true</filtering>
      </resource>
   </resources>
   <testResources>
      <testResource>
         <directory>src/test/resources/</directory>
         <filtering>true</filtering>
      </testResource>
   </testResources>
</build>

Nach diesem Schritt müssen Sie die Property ${project.version} aus dem POM kennen. Damit können Sie eine Datei mit dem Namen version.property im Verzeichnis resources erstellen. Der Inhalt dieser Datei besteht nur aus einer Zeile: version=${project.version}. Nach einem Build finden Sie in Ihrem Artefakt die version.property mit der gleichen Versionsnummer, die Sie in Ihrem POM verwendet haben. Nun können Sie eine Funktion schreiben, die die Datei liest und diese Property verwendet. Sie können das Ergebnis zum Beispiel in einer Konstante speichern, um es in Ihrem Programm zu verwenden. Das ist alles, was Sie tun müssen!

Beispiel: https://github.com/ElmarDott/TP-CORE/blob/master/src/main/java/org/europa/together/utils/Constraints.java

Grazer Linux Tage 2019

Challenges to create your own Open Source Project

Den eigenen Source-Code auf GitHub zu veröffentlichen ist ein erster Schritt zum eigene Open-Source-Projekt. Aber bei weitem nicht der einzige.

  • das kleine Lizenz 1×1
  • Promotion on GitHub
  • Veröffentlichungen auf Maven Central
  • Continuous Integration in the Cloud – Travis CI
  • Public Code Coverage with Coveralls

Neben diesen Themen werden viele kleine Aspekte, die sich im Rahmen eines Projektes ergeben, angeschnitten. In Zusammenarbeit mit: KreativgeistAT


Sie bekommen was sie verdienen

IT-Professionals bekommen schon zu Beginn ihrer Karriere kuriose Anfragen. So auch ich. Bereits während meines Studiums klingelte hin und wieder das Telefon und besonders kluge Menschen erklärten mir, wie ich für sie so etwas wie Facebook nach programmieren könne. Natürlich ohne Bezahlung.

(c) 2019 Marco Schulz, Java aktuell Ausgabe 2, S.64-65

Die pfiffige Idee dieser Zeitgenossen war es, das ich für sie kostenlos eine Plattform erstelle, natürlich exklusiv nach ihren Wünschen. Dank deren hervorragender Vernetzung würde das Ganze sehr schnell erfolgreich und wir könnten den Gewinn untereinander aufteilen. Ich wollte dann immer wissen, wozu ich für die Entwicklung eines Systems, dessen Kosten und Risiken ich allein zu tragen habe, einen Partner benötige, um dann mit ihm den Gewinn zu teilen. Diese Frage beendete solche Gespräche recht schnell.

Vor nicht allzu langer Zeit erreichte mich wieder einmal eine Projektanfrage mit einem umfangreichen Skill-Set zu einem offerierten Stundenlohn, der bereits für Studenten unverschämt gering ausfiel. Dies erinnerte mich an einen sehr sarkastischen Artikel von Yegor Bugayenko aus dem Jahre 2016, den ich hier ins Deutsche übertragen habe:

Um Software erstellen zu können, benötigt man Programmierer. Unglücklicherweise. Sie sind in aller Regel teuer, faul und meistens unkontrollierbar. Die Software, die sie erstellen, funktioniert vielleicht oder vielleicht auch nicht. Trotzdem erhalten sie jeden Monat ihren Lohn. Aus diesem Grund ist es immer eine gute Idee, möglichst wenig zu zahlen. Wie dem auch sei. Manchmal erklären sie einem, wie unterbezahlt sie sind, und kündigen einfach. Aber wie will man dies unterbinden? Leider ist es uns nicht mehr gestattet, gewalttätig zu sein, aber es gibt einige andere Möglichkeiten. Lasst mich dies genauer erläutern.

Gehälter geheim halten

Es ist offensichtlich: Sie dürfen sich nicht über ihre Gehälter austauschen. Diese Information ist geheim zu halten. Ermahnt sie oder noch besser schreibt einen Geheimhaltungs-Paragraph in ihren Vertrag, der verhindert, dass über Löhne, Boni, Vergütungspläne gesprochen wird. Sie müssen fühlen, dass diese Information giftig ist. So dass sie sich nie über dieses Thema unterhalten. Wenn das Einkommen ihrer Kollegen unbekannt ist, kommen weniger Fragen nach Gehaltserhöhungen auf.

Zufällige Lohnerhöhungen

Es sollte kein erkennbares System geben, wie Lohnerhöhungen oder Kündigungen entschieden werden. Lohnerhöhungen werden ausschließlich nach Bauchgefühl verteilt, nicht etwa, weil jemand produktiver oder effektiver wurde. Entscheidungen sollten unvorhersehbar sein. Unvorhersagbarkeit erzeugt Angst und dies ist genau das, was wir wollen. Sie sind eingeschüchtert ihrem Auftraggeber gegenüber und werden sich lange Zeit nicht beschweren, wie unterbezahlt sie sind.

Keine Konferenzen

Es sollte ihnen nicht gestattet sein, an Meetups oder Konferenzen teilzunehmen. Dort könnten sie möglicherweise auf Vermittler treffen und herausfinden, dass ihre Bezahlung nicht fair genug ist. Es sollte die Idee verbreitet werden, dass Konferenzen lediglich Zeitverschwendungen sind. Es ist besser, Veranstaltungen im Büro durchzuführen. Sie haben immer zusammenzubleiben und niemals auf Programmierer aus anderen Unternehmen zu treffen. Je weniger sie wissen, desto sicherer ist man.

Keine Heimarbeit

Das Büro muss zu einem zweiten Zuhause werden. Besser noch, zum wichtigsten Platz in ihrem Leben. Sie müssen jeden Tag anwesend sein, am Schreibtisch, mit einem Computer, einem Stuhl und einer Ablage. Sie sind emotional verbunden mit ihrem Arbeitsplatz. So wird es viel schwieriger, ihn eines Tages zu kündigen, ganz gleich wie unterbezahlt sie auch sind. Sie sollten niemals eine Erlaubnis bekommen, per Remote zu arbeiten. Sie könnten dann beginnen, von einem neuen Zuhause und einem stattlicheren Gehalt zu träumen.

Überwacht sie

Es ist dafür zu sorgen, dass sie firmeneigene Systeme wie E-Mail, Computer, Server und auch Telefone nutzen. Darauf ist dann gängige Überwachungssoftware installiert, die sämtliche Nachrichten und Aktivitäten protokolliert. Idealerweise existiert eine Sicherheitsabteilung, um die Programme zu überwachen und bei abnormalem oder unerwartetem Verhalten das Management zu informieren. Videokameras sind auch sehr hilfreich. Jeglicher Kontakt zu anderen Unternehmen ist verdächtig. Angestellte sollten wissen, dass sie überwacht werden. Zusätzliche Angst ist immer hilfreich.

Vereinbarungen mit Mitbewerbern

Kontaktiert die größten Mitbewerber der Region und stellt sicher, dass keine Entwickler abgeworben werden, solange sie dies ebenfalls nicht tun. Falls sie diese Absprache zurückweisen, ist es gut, einige ihrer Schlüsselpersonen abzuwerben. Einfach durch das In–Aussicht-Stellen des doppelten bisherigen Gehalts. Natürlich will man sie nicht wirklich engagieren. Aber diese Aktion rüttelt den lokalen Markt ordentlich durch und Mitbewerber fürchten einen. Sie sind schnell einverstanden, keine deiner Entwickler jemals zu berühren.

Etabliert gemeinsame Werte

Unterzieht sie einer regelmäßigen Gehirnwäsche in gemeinsamen Jubelveranstaltungen, in denen begeistert verkündet wird, wie toll die Firma ist, was für großartige Ziele alle haben und wie wichtig die Zusammenarbeit als Team ist. Die Zahlen auf der Gehaltsabrechnung erscheinen weniger wichtig, im Vergleich zu einem Multi-Millionen-Euro-Vorhaben, das den Markt dominieren soll. Sie werden sich dafür aufopfern und eine recht lange Zeit wird dieser Trick motivieren.

Gründe eine Familie

Gemeinsame Firmenveranstaltungen, freitags Freibier, Team-Buil-ding-Veranstaltungen, Bowling, Geburtstagsfeiern, gemeinsame Mittagessen und Abendveranstaltungen – das sind Möglichkeiten, um das Gefühl zu erzeugen, dass die gesamte Firma die einzige Familie ist. In einer Familie spricht man als gutes Mitglied auch nicht über Geld. Korrekt? Die Frage nach einer Gehaltsvorstellung gilt als Verrat an der Familie. Aus diesem Grund werden sie davon Abstand nehmen.

Stresst sie

Sie dürfen sich nicht entspannt fühlen, das ist nicht zu unserem Vorteil. Sorgt für kurze Abgabetermine, komplexe Problemlösungen und ausreichend Schuldgefühle. Niemand wird nach einer Gehaltserhöhung fragen, wenn er sich schuldig fühlt, die Projektziele wieder einmal nicht erreicht zu haben. Daher sind sie so oft wie möglich für ihre Fehler zur Verantwortung zu ziehen.

Versprechungen machen

Es ist nicht notwendig, die Versprechen einzuhalten, aber sie müssen gemacht werden. Versprecht ihnen, das Gehalt demnächst zu erhöhen oder künftige Investitionen oder die Ausfertigung eines unbefristeten Abseitsvertrags. Natürlich unter der Bedingung, dass die Zeit dafür auch reif ist. Es ist sehr wichtig, dass die Versprechungen an ein Ereignis geknüpft sind, das man selbst nicht beeinflussen kann, um die eigenen Hände stets in Unschuld zu waschen.

Kauft ihnen weiche Sessel und Tischtennisplatten

Ein paar winzige Ausgaben für diese lustigen Bürosachen werden schnell kompensiert durch den Hungerlohn, den die Entwickler ausbezahlt bekommen. Eine hübsche, professionelle Kaffeemaschine kostet 1.000 Euro und spart pro Programmierer jeden Monat zwischen 200 bis 300 Euro ein. Rechnet es aus. Erstellt eine eigene Regel, die besagt, bevor irgendjemand eine Gehaltserhöhung bekommt, ist es sinnvoller, eine neue PlayStation für das Büro zu kaufen. Erlaubt ihnen, ihre Haustiere mit ins Büro zu bringen, und sie bleiben länger für weniger Geld.

Gut klingende Titel

Bezeichnet sie als Vizepräsident, beispielsweise „VP für Entwicklung“, „technischer VP“, VP von was auch immer. Keine große Sache. Aber sehr wichtig für Angestellte. Die Bezahlung hat so weitaus weniger Stellenwert als der Titel, den sie in ihre Profile auf sozialen Netzwerken schreiben können. Wenn alle Vizepräsidenten besetzt sind, versuche einmal Senior Architekt oder Lead Technical etc.

Überlebenshilfe

Die meisten Programmierer sind etwas unbeholfen wenn es darum geht, ihr Geld zu verwalten. Sie wissen einfach nicht, wie man eine Versicherung abschließt, die Rente organisiert, oder einfach nur, wie man Steuern zahlt. Natürlich erhalten sie Hilfe, nicht unbedingt zu ihren Gunsten. Aber sie werden glücklich sein, sich in euren Händen sicher fühlen und niemals daran denken, das Unternehmen zu verlassen. Niemand wird nach einer Lohnerhöhung fragen, weil sie sich schlecht fühlen, solche Geschäfte in die eigene Hand zu nehmen. Seid ihnen Vater oder Mutter – sie werden ihre Rolle als Kind annehmen. Es ist ein bewährtes Modell. Es funktioniert.

Sei ein Freund

Das ist die letzte und wirkungsvollste Methode. Sei ein Freund der Programmierer. Es ist verflixt schwierig, mit Freunden über Geld zu verhandeln. Sie sind nicht in der Lage, das einfach in Angriff zu nehmen. Sie bleiben und arbeiten gern für weniger Geld, einfach weil wir Freunde sind. Wie man zum Freund wird? Gut. Trefft ihre Familien, lade sie zum Essen in dein Haus ein, kleine Aufmerksamkeiten zu Geburtstagen – all diese Sachen. Sie sparen eine Menge Geld. Habe ich noch etwas vergessen?

Quelle
• https://www.yegor256.com/2016/12/06/how-to-pay-programmers-less.html

Versionsverwaltung mit Expressions

m Umgang mit Source-Control-Management-Systemen (SCM) wie Git oder Subversion haben sich im Lauf der Zeit vielerlei Praktiken bewährt. Neben unzähligen Beiträgen über Workflows zum Branchen und Mergen ist auch das Formulieren verständlicher Beschreibungen in den Commit-Messages ein wichtiges Thema.

(c) 2018 Marco Schulz, Java PRO Ausgabe 3, S.50-51

Ab und zu kommt es vor, dass in kollaborativen Teams vereinzelte Code-Änderungen zurückgenommen werden müssen. So vielfältig die Gründe für ein Rollback auch sein mögen, das Identifizieren betroffener Code-Fragmente kann eine beachtliche Herausforderung sein. Die Möglichkeit jeder Änderung des Code-Repository eine Beschreibung anzufügen, erleichtert die Navigation zwischen den Änderungen. Sind die hinterlegten Kommentare der Entwickler dann so aussagekräftig wie „Layout-Anpassungen“ oder „Tests hinzugefügt“, hilft dies wenig weiter. Diese Ansicht vertreten auch diverse Blog-Beiträge [siehe Weitere Links] und sehen das Formulieren klarer Commit-Messages als wichtiges Instrument, um die interne Kommunikation zwischen einzelnen Team-Mitgliedern deutlich zu verbessern.

Das man als Entwickler nach vollbrachter Arbeit nicht immer den optimalen Ausdruck findet, seine Aktivitäten deutlich zu formulieren, kann einem hohen Termindruck geschuldet sein. Ein hilfreiches Instrument, ein aussagekräftiges Resümee der eigenen Arbeit zu ziehen, ist die nachfolgend vorgeschlagene Struktur und ein darauf operierendes aussagekräftiges Vokabular inklusive einer festgelegten Notation. Die vorgestellte Lösung lässt sich sehr leicht in die eigenen Prozesse einfügen und kann ohne großen Aufwand erweitert bzw. angepasst werden.

Mit den standardisierten Expressions besteht auch die Möglichkeit die vorhandenen Commit-Messages automatisiert zu Parsen, um die Projektevolution gegebenenfalls grafisch darzustellen. Sämtliche Einzelheiten der hier vorgestellten Methode sind in einem Cheat-Sheet auf einer Seite übersichtlich zusammengefasst und können so leicht im Team verbreitet werden. Das diesem Text zugrundeliegende Paper ist auf Research-Gate [1] in englischer Sprache frei verfügbar.

Eine Commit-Message besteht aus einer verpflichtenden (mandatory) ersten Zeile, die sich aus der Funktions-ID, einem Label und der Spezifikation zusammensetzt. Die zweite und dritte Zeile ist optional. Die Task-ID, die Issue-Management-Systeme wie Jira vergeben, wird in der zweiten Zeile notiert. Grund dafür ist, dass nicht jedes Projekt an ein Issue-Management-System gekoppelt ist. Viel wichtiger ist auch die Tatsache, dass Funktionen meist auf mehrere Tasks verteilt werden. Eine Suche nach der Funktions-ID fördert alle Teile einer Funktionalität zu tage, auch wenn dies unterschiedlichen Task-IDs zugeordnet ist. Die ausführliche Beschreibung in Zeile drei ist ebenfalls optional und rückt auf Zeile zwei vor, falls keine Task-ID notiert wird. Das gesamte Vokabular zu dem nachfolgenden Beispiel ist im Cheat-Sheet notiert und soll an dieser Stelle nicht wiederholt werden.

[CM-05] #CHANGE ’function:pom’
<QS-0815>
{Change version number of the dependency JUnit from 4 to 5.0.2}

Projektübergreifende Aufgaben wie das Anpassen der Build-Logik, Erzeugen eines Releases oder das Initiieren eines Repositories können in allgemeingültigen Funktions-IDs zusammengefasst werden. Entsprechende Beispiele sind im Cheat-Sheet angeführt.

Configuration Management
[CM-00] #INIT, #REVIEW, #BRANCH, #MERGE, #RELEASE #BUILD-MNGT

Möchte man nun den Projektfortschritt ermitteln, ist es sinnvoll aussagekräftige Meilensteine miteinander zu vergleichen. Solche Punkte (POI) stellen üblicherweise Releases dar. So können bei Berücksichtigung des Standard-Release-Prozesses und des Semantic-Versionings Metriken über die Anzahl der Bug-Fixes pro Release erstellt werden. Aber auch klassische Erhebungen wie Lines-of-Code zwischen zwei Minor-Releases können interessante Erkenntnisse fördern.

Resourcen

Faktor Mensch! – wiederholbare Projekterfolge mit SCRUM

Zu der Erkenntnis, dass Menschen Projekte machen, gelangt man nicht erst durch die Lektüre von Tom De Marcos Büchern. Aber was hat sich in den letzten Jahrzehnten tatsächlich in der professionellen Software Entwicklung getan? Trotz der vielen neuen Innovationen und Methodiken hat sich augenscheinlich nur wenig bewegt. Die Klagelieder aus den Unternehmen summen nach wie vor die gleiche Melodie.

(c) 2017 Marco Schulz, Java PRO Ausgabe 2, S.51-53

Stellen wir uns bei all dem Wandel einmal eine essentielle Frage: Kann ein Softwareprojekt heute noch erfolgreich sein, wenn es nicht auf Methoden wie Scrum setzt oder die neuesten Innovationen verwendet? Anwendungen werden Dank leistungsfähigerer Maschinen zunehmend komplexer, so dass diese nicht mehr von einzelnen Personen in ihrer Gänze überblickt werden können. Das gute Teamarbeit ein wichtiger Bestandteil erfolgreicher Projekte ist, ist seit langem auch bei den Unternehmen angekommen. Daher zählen bei Bewerbungsgesprächen mittlerweile nicht allein harte technische Fähigkeiten. Auch ausgewogene Softskills und Kommunikationsfähigkeit sind wichtige Anforderungen bei der Auswahl von neuem Personal. Daher die provokante Behauptung, dass andere Faktoren für Projekterfolge wesentlich essentieller sind als technologische Details.

Alter Wein in neuen Schläuchen?

Ganz so einfach ist es dann doch nicht. Und nicht alles Neue macht der Mai. Aus persönlicher Erfahrung wiederholt sich die Geschichte kontinuierlich, lediglich die Protagonisten können ausgetauscht werden. Stellen wir die klassischen Modelle in einen Vergleich mit agilen Techniken, können wir nur wenige essentielle Unterschiede ausmachen. Die einzelnen Stufen wie Planung, Implementierung, Testen und Ausliefern sind wenig variabel. Ob man nun den Projektleiter als Scrum-Master bezeichnet oder Releases lieber als Sprints definiert, ist Geschmackssache. Allein ein neues Vokabular genügt allerdings nicht, um von tatsächlicher Innovation zu sprechen. Ein neues Vokabular hilft aber durchaus, sich leichter von alten und möglicherweise schlechten Gewohnheiten zu lösen. Der Ansatz von Scrum ist es, das Kommunikationsproblem in Teams zu adressieren und durch Techniken aus der Rhetorik, die gemeinsamen Ziele zu visualisieren. Kurze Entwicklungszyklen ermöglichen ein schnelles Feedback um mögliche Probleme bereits zu Beginn zu erkennen und berichtigen zu können. Auf tatsächliche Bedürfnisse zügig zu reagieren sind Kernkompetenzen eines Managers. Analysiert man in einer Retrospektive was zu Fehleinschätzungen beim Management geführt hat, ist es nicht selten die mangelnde Bereitschaft sich mit technischen Zusammenhängen auseinandersetzen zu wollen. Dies ist aber essentiell, für ein Gelingen der anvisierten Ziele. Klare Anweisungen lassen sich nur dann formulieren, wenn man deren Inhalt auch versteht. Ein sehr empfehlenswerter Titel für IT Management ist von Johanna Rothman und Esther Derby „Behind closed Doors“ welches hervorragend Motivierung, Teamentwicklung und Kommunikation bespricht.

Werfen wir einmal ein Blick in ein typisches Auftaktmeeting, wenn ein neues Projekt initiiert wird. Oft ist an dieser Stelle noch keine klare Vision vorhanden. Das wiederum hat zur Folge das schwammige Anforderungen formuliert werden. Sehr klassisch ist bei nicht funktionalen Anforderungen, dass sich alle Beteiligten einig sind, dass beispielsweise eine hohe Qualität eingehalten werden muss. Es wir schnell vergessen zu definieren, was man unter Qualität versteht und wie man dies erreichen will. Lenkt man in diesen Meetings alle Beteiligten auf die Details, fehlt oft die Bereitschaft sich diesen mit der notwendigen Sorgfalt zuzuwenden. Euphorisch benennt man fix einen Qualitätsverantwortlichen, ohne ihm die notwendige Entscheidungsgewalt zuzusprechen. Zum Thema Qualität hat sich sehr ausführlich bereits im Jahre 1976 B. W. Boehm auf knapp 14 Seiten geäußert. Eine Lösung für dieses Problem wäre es, sich zu entschließen einen hohen Wert auf Coding-Standarts zu legen. Diese Konvention ermöglicht es den einzelnen Entwicklern sich schnell in die Lösungen der Kollegen einzufinden. Es gewährleistet nicht, das die Applikation robust gegen Änderungen ist und diese über einen langen Zeitraum auch wartungsfähig bleibt. Eine Entscheidung alle diese Aspekte zu bedienen hat die Konsequenz, dass damit auch die bereitzustellenden Aufwände erhöht werden müssen. Von daher gilt es, bewusst abzuwägen was tatsächlich notwendig ist. Aber verweilen wir nicht allzu lange beim Management. Es gibt viele weitere Dinge die es lohnt ein wenig stärker auszuleuchten.

Im Gleichschritt Marsch!

Nicht alle Arbeiten zählen zu den begehrtesten Beschäftigungen, dennoch müssen sie erledigt werden. Eine gute Unterstützung findet man für solche Tätigkeiten in Automatisierungsmechanismen. Dazu muss man sich auch bewusst sein, dass eine automatisierte Lösung bei komplexen Problemen sehr aufwendig gestaltet werden kann. Die damit verbundenen Kosten können sich erst dadurch amortisieren, dass die gefundene Lösung sehr häufig eingesetzt wird oder die Anfälligkeiten für Fehler während der Ausführung massiv reduziert werden. Ein hervorragendes Beispiel für diese Thematik sind Build- und Testprozesse. Nicht das Werkzeug bestimmt das Ergebnis, sondern der Prozess definiert das zu verwendende Werkzeug. Auch an dieser Stelle überschätzt sich der Mensch hin und wieder, in dem er hochkomplexe Prozesse nicht in ihre Bestandteile zerlegt, um diese dann nacheinander abzuarbeiten. Schlägt dann ein Schritt fehl ist nur dieser Teilprozess zu wiederholen. Hierzu gab es, in unterschiedlichen persönlich erlebten Situationen des Autors, ähnliche Begebenheiten. Es war notwendig die Aussage zu entkräften, weswegen es sich bei der Wahl explizit gegen Maven und bewusst für Gradle entschieden werden sollte. Das Argument für Gradle war die Möglichkeit eines frei choreographierbaren Buil-Prozesses und die damit verbundene Flexibilität. Die Notwendigkeit einer Build-Choreographie kann ein wichtiger Indikator für eine mangelhafte Architektur sein. Fehlende Kapselung und dadurch implizierte Abhängigkeiten sind die üblichen Verdächtigen. Die strikten Konventionen von Maven reduzieren hingegen das Aufkommen von unlesbaren Build-Skripten, die kaum oder nur mit erheblichem Aufwand gewartet werden können. Es ist nicht immer förderlich, volles Vertrauen an die Verantwortlichen zu delegieren, in der Absicht, dass diese optimale Ergebnisse produzieren. Zuviel Freiheit führt auch schnell zu Anarchie. In diesem Zusammenhang wäre das Argument für die Verwendung von Gradle, bereits einen Experten für diese Technologie im Hause zu haben, so schwergewichtig, dass wenig Spielräume für eine andere Wahl offen stünden.

Auch die Erstellung von Testfällen ist ein Kapitel für sich. Es grenzt schon an ein Wunder, wenn überhaupt Testfälle existieren. Wenn diese dann auch noch eine hohe Testabdeckung erzielen, könnte man meinen einen Großteil möglicher Risiken minimiert zu haben. Dass Testen nicht gleich Testen ist, skizziert die folgende Überlegung: Sehr wichtig ist zu wissen, dass das Bestehen der Testfälle keine Fehlerfreiheit garantiert. Es wird lediglich garantiert, dass die Anwendung sich entsprechend den Vorgaben der Testfälle verhält. Hierzu ist es interessant zu wissen, dass für IT-Projekte der NASA sämtliche Compiler-Meldungen für selbst entwickelte Software, die sich in Produktion befindet, behoben sein müssen. Aber auch die Aussagekraft von Testfällen lässt sich etwas ausführlicher betrachten. Die zyklomatische Komplexität nach McCabe gibt einen guten Hinweis, wie viele Testfälle für eine Methode benötigt werden. Veranschaulichen wir die Zusammenhänge an einem kleinen Beispiel. Ein Validator prüft anhand eines regulären Ausdrucks (Regex) mit der Methode validate(), ob es sich bei der Benutzereingabe um ein korrektes 24-Stunden-Format der Uhrzeit handelt. Dabei werden ausschließlich die Stunden und Minuten in zweistelliger Notation (hh:mm) angenommen. Es besteht nun die Möglichkeit einen einzigen Testfall für den regulären Ausdruck der Uhrzeit zu schreiben. Schlägt dieser Test fehl, muss der Entwickler den vorhandenen Testfall analysieren um das Problem zu identifizieren. Genauso wenig sagt die Methode testUhrzeit24hFormat() über die tatsächlichen durchgeführten Tests etwas aus. So hat man möglicherweise nicht immer im Fokus, dass Werte wie 24:00 oder 00:60 unzulässig sind, hingegen 00:00 und 23:59 gültige Einträge darstellen. Splittet man den Testfall beispielsweise in die Teile testMinuten und testStunden, so erkennt man schnell die tatsächlichen Schranken. Dieser Formalismus gestattet es zudem fehlgeschlagene Testfälle schneller bewerten zu können. Die Kombination mit dem Framework jGiven ermöglicht es deskriptive Testszenarien zu formulieren, sodass nachgelagerte manuelle Akzeptanztest weniger aufwendig gestaltet werden müssen.

Wir messen, weil wir können

Die Vermessung der Welt ist nicht allein den rein physikalischen Größen vorbehalten. Auch für Softwareprojekte bilden Metriken eine nützliche Informationsquelle. Wie bereits erläutert ist die zyklomatische Komplexität ein guter Anhaltspunkt für die Bewertung von Testfällen. Auch die klassischen Lines-of-Code (LoC) sagen einiges über die Größe eines Projektes aus. Was bei all dem Zahlenwerk oft wenig beachtet wird, sind die tatsächlichen Points-of-Intrests (PoI). Sicher kann man Äpfel mit Birnen vergleichen. Aber der Nutzen bleibt etwas fragwürdig wenn man keinen geeigneten Kontext definiert. Auch an dieser Stelle ist es wichtig sich nicht mit einer Informationsflut an Daten zu überfordern. So ist es hilfreich, die Projektentwicklung der einzelnen Release Milestones zu dokumentieren und dann zu vergleichen. Auch die Vergleichbarkeit unterschiedlicher Projekte führt zu neuen Erkenntnissen. Dabei ist es aber nicht förderlich ein Projekt, welches bereits 10 Jahre Entwicklung beschritten hat, mit einer kleinen Hilfsbibliothek zu vergleichen. Auch die Repräsentation der ermittelten Informationen ist ein nicht zu vernachlässigendes Detail. Eine grafische Darstellung lässt die Zusammenhänge leichter fassen. So ist die reine Darstellung der LoC als nackte Zahl nett zu wissen, aber eine Bewertung gestaltet sich auf diese Weise eher schwer. Ein kumulierter Chart über die Entwicklung der LoC zu den einzelnen Releases vermittelt dagegen ein recht deutliches Bild. Dies lässt sich weiter befüllen mit der Anzahl der Klassen, Interfaces, Packages und JavaDocs und all dies in Relation zur Speichergröße des fertigen Artefaktes zu setzen. Der Einsatz hochkomplexer Werkzeuge kann durch ein geeignetes Tabellenkalkulationsprogramm und Methoden des Projekt-Controllings ohne weiteres ersetzt werden. Ein Skript, das die notwendigen Rohdaten einsammelt, kann von der Entwicklungsabteilung schnell bereitgestellt werden ohne, dass ein überfrachteter Werkzeugkasten den man mit sich herum tragen muss, zu „schweren Rückenproblemen“ führt.

Informationsdschungel

Ein weiterer Blick in den Werkzeugkasten bringt nicht selten verstaubte Infrastruktur zutage, die den Anschein erweckt als reiner Selbstzweck zu fungieren. Das Unternehmens-Wiki, bei dem die meisten Einträge aus weniger als 100 Zeichen bestehen sowie eine Navigation nur vermutet werden kann, ist leider die traurige die Regel. Aussagen zum Daily-Meeting wie „Ich bin Heiko und kümmere mich auch heute wieder um die Suchfunktion“ erinnern eher an eine Selbsthilfegruppe. Das Ganze wird dann noch durch SCM-Logeinträge (SCM ist ein Tool zur Kommentierung von Issues) wie „JIRA-KM-100 update Build-Skripte“ dekoriert. Gute Kommunikation ist mehr als sich seinen Mitmenschen mitzuteilen. Reflektierte Aussagen unterstützen uns bei der Bewältigung unserer täglichen Aufgaben. Sie strukturieren zugleich unser Denken. Wenn wir beim morgendlichen Treffen mit den Kollegen hingegen sagen „Für das Erzeugen des Suchindexes implementiere ich heute die Abfragen über die Keywords in den Content-Tabellen, sodass ich morgen bereits einige Testfälle formulieren kann“, kurz und auf den Punkt gebracht, dann sind die Kollegen informiert. Ein präziser Kommentar im SCM „JIRAKM-100 Hinzufügen der Lucene-Abhängigkeiten für die Suche“ gibt schnell Aufschluss über die vorgenommenen Arbeiten ohne, dass man erst den entsprechenden Task im Issue-Managment öffnen muss, um zu sehen welche Änderungen vorgenommen wurden. Bereits diese kleinen Aufmerksamkeiten in unserer Kommunikation bewirken einen enormen Anschub in die Motivation des gesamten Teams. Jeder einzelne empfindet sich so wesentlich mehr wertgeschätzt. Funktionierende und aktuelle Anleitungen über das Einrichten des Arbeitsplatzes, Hinweise mit Beispielen zum Schreiben von Kommentaren für SCM-Commits regen die Kollegen zum Mitmachen an. Der Mehrwert einer solchen Unternehmenskultur beschränkt sich nicht einzig auf einen funktionierenden Informationsaustausch. Das höhere Ziel dieser Bestrebungen ist auf eine angenehme Weise, die Produktivität zu steigern, ohne stetig Druck ausüben zu müssen.

Lessons Learned

Wie wir sehen konnten, genügt es nicht sich allein auf eine gute Methodik wie Scrum zu verlassen, um sich von den notwendigen Vorbereitungen befreien zu können. Der Wille allein, etwas Hervorragendes zu erschaffen, ist nicht ausschlaggebend für beste Resultate. Vor den Erfolg ist stets Fleiß zu setzen. Bevor man sich in Details verliert ist es unerlässlich, das große Ganze sehen zu können. Erst wenn alle Beteiligten die gleiche Vision teilen, können sie gemeinsam in die Mission starten. Anhand der beschriebenen Beispiele kann man gut nachvollziehen, dass die vielen neuen Techniken erhebliche Möglichkeiten bieten. Diese Chancen lassen sich allerdings nur dann nutzen, wenn man zuerst die notwendigen Grundlagen tief verinnerlicht hat.

Links & Literatur:

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A Fool with a tool is still a fool

Auch wenn zur Qualitätssteigerung der Software- Projekte in den letzten Jahren ein erheblicher Mehraufwand für das Testen betrieben wurde [1], ist der Weg zu kontinuierlich wiederholbaren Erfolgen keine Selbstverständlichkeit. Stringentes und zielgerichtetes Management aller verfügbaren Ressourcen war und ist bis heute unverzichtbar für reproduzierbare Erfolge.

(c) 2016 Marco Schulz, Java aktuell Ausgabe 4, S.14-19

Es ist kein Geheimnis, dass viele IT-Projekte nach wie vor ihre liebe Not haben, zu einem erfolgreichen Abschluss zu gelangen. Dabei könnte man durchaus meinen, die vielen neuen Werkzeuge und Methoden, die in den letzten Jahren aufgekommen sind, führten wirksame Lösungen ins Feld, um der Situation Herr zu werden. Verschafft man sich allerdings einen Überblick zu aktuellen Projekten, ändert sich dieser Eindruck.

Der Autor hat öfter beobachten können, wie diese Problematik durch das Einführen neuer Werkzeuge beherrscht werden sollte. Nicht selten endeten die Bemühungen in Resignation. Schnell entpuppte sich die vermeintliche Wunderlösung als schwergewichtiger Zeiträuber mit einem enormen Aufwand an Selbstverwaltung. Aus der anfänglichen Euphorie aller Beteiligten wurde schnell Ablehnung und gipfelte nicht selten im Boykott einer Verwendung. So ist es nicht verwunderlich, dass erfahrene Mitarbeiter allen Veränderungsbestrebungen lange skeptisch gegenüberstehen und sich erst dann damit beschäftigen, wenn diese absehbar erfolgreich sind. Aufgrund dieser Tatsache hat der Autor als Titel für diesen Artikel das provokante Zitat von Grady Booch gewählt, einem Mitbegründer der UML.

Oft wenden Unternehmen zu wenig Zeit zum Etablieren einer ausgewogenen internen Infrastruktur auf. Auch die Wartung bestehender Fragmente wird gern aus verschiedensten Gründen verschoben. Auf Management-Ebene setzt man lieber auf aktuelle Trends, um Kunden zu gewinnen, die als Antwort auf ihre Ausschreibung eine Liste von Buzzwords erwarten. Dabei hat es Tom De Marco bereits in den 1970er-Jahren ausführlich beschrieben [2]: Menschen machen Projekte (siehe Abbildung 1).

Wir tun, was wir können, aber können wir etwas tun?

Das Vorhaben, trotz bester Absichten und intensiver Bemühungen ein glückliches Ende finden, ist leider nicht die Regel. Aber wann kann man in der Software-Entwicklung von einem gescheiterten Projekt sprechen? Ein Abbruch aller Tätigkeiten wegen mangelnder Erfolgsaussichten ist natürlich ein offensichtlicher Grund, in diesem Zusammenhang allerdings eher selten. Vielmehr gewinnt man diese Erkenntnis während der Nachbetrachtung abgeschlossener Aufträge. So kommen beispielsweise im Controlling bei der Ermittlung der Wirtschaftlichkeit Schwachstellen zutage.

Gründe für negative Ergebnisse sind meist das Überschreiten des veranschlagten Budgets oder des vereinbarten Fertigstellungstermins. Üblicherweise treffen beide Bedingungen gleichzeitig zu, da man der gefährdeten Auslieferungsfrist mit Personal-Aufstockungen entgegenwirkt. Diese Praktik erreicht schnell ihre Grenzen, da neue Teammitglieder eine Einarbeitungsphase benötigen und so die Produktivität des vorhandenen Teams sichtbar reduzieren. Einfach zu benutzende Architekturen und ein hohes Maß an Automatisierung mildern diesen Effekt etwas ab. Hin und wieder geht man auch dazu über, den Auftragnehmer auszutauschen, in der Hoffnung, dass neue Besen besser kehren.

Wie eine fehlende Kommunikation, unzureichende Planung und schlechtes Management sich negativ auf die äußere Wahrnehmung von Projekten auswirkt, zeigt ein kurzer Blick auf die Top-3-Liste der in Deutschland fehlgeschlagenen Großprojekte: Berliner Flughafen, Hamburger Elbphilharmonie und Stuttgart 21. Dank ausführlicher Berichterstattung in den Medien sind diese Unternehmungen hinreichend bekannt und müssen nicht näher erläutert werden. Auch wenn die angeführten Beispiele nicht aus der Informatik stammen, finden sich auch hier die stets wiederkehrenden Gründe für ein Scheitern durch Kostenexplosion und Zeitverzug.

Abbildung 1: Problemlösung – „A bisserl was geht immer“, Monaco Franze

Der Wille, etwas Großes und Wichtiges zu erschaffen, allein genügt nicht. Die Verantwortlichen benötigen auch die notwendigen fachlichen, planerischen, sozialen und kommunikativen Kompetenzen, gepaart mit den Befugnissen zum Handeln. Luftschlösser zu errichten und darauf zu warten, dass Träume wahr werden, beschert keine vorzeigbaren Resultate.

Große Erfolge werden meist dann erzielt, wenn möglichst wenige Personen bei Entscheidungen ein Vetorecht haben. Das heißt nicht, dass man Ratschläge ignorieren sollte, aber auf jede mögliche Befindlichkeit kann keine Rücksicht genommen werden. Umso wichtiger ist es, wenn der Projektverantwortliche die Befugnis hat, seine Entscheidung durchzusetzen, dies jedoch nicht mit aller Härte demonstriert.

Es ist völlig normal, wenn man als Entscheidungsträger nicht sämtliche Details beherrscht. Schließlich delegiert man die Umsetzung an die entsprechenden Spezialisten. Dazu ein kurzes Beispiel: Als sich in den frühen 2000er-Jahren immer bessere Möglichkeiten ergaben, größere und komplexere Web-Anwendungen zu erstellen, kam in Meetings oft die Frage auf, mit welchem Paradigma die Anzeigelogik umzusetzen sei. Die Begriffe „Multi Tier“, „Thin Client“ und „Fat Client“ dominierten zu dieser Zeit die Diskussionen der Entscheidungsgremien. Dem Auftraggeber die Vorteile verschiedener Schichten einer verteilten Web-Applikation zu erläutern, war die eine Sache. Einem technisch versierten Laien aber die Entscheidung zu überlassen, wie er auf seine neue Applikation zugreifen möchte – per Browser („Thin Client“) oder über eine eigene GUI („Fat Client“) –, ist schlicht töricht. So galt es in vielen Fällen, während der Entwicklung auftretende Missverständnisse auszuräumen. Die schmalgewichtige Browser-Lösung entpuppte sich nicht selten als schwer zu beherrschende Technologie, da Hersteller sich selten um Standards kümmerten. Dafür bestand üblicherweise eine der Hauptanforderungen darin, die Applikation in den gängigsten Browsern nahezu identisch aussehen zu lassen. Das ließ sich allerdings nur mit erheblichem Mehraufwand umsetzen. Ähnliches konnte beim ersten Hype der Service-orientierten Architekturen beobachtet werden.

Die Konsequenz aus diesen Beobachtungen zeigt, dass es unverzichtbar ist, vor dem Projektstart eine Vision zu erarbeiten, deren Ziele auch mit dem veranschlagten Budget übereinstimmen. Eine wiederverwendbare Deluxe-Variante mit möglichst vielen Freiheitsgraden erfordert eine andere Herangehensweise als eine „We get what we need“-Lösung. Es gilt, sich weniger in Details zu verlieren, als das große Ganze im Blick zu halten.

Besonders im deutschsprachigen Raum fällt es Unternehmen schwer, die notwendigen Akteure für eine erfolgreiche Projektumsetzung zu finden. Die Ursachen dafür mögen recht vielfältig sein und könnten unter anderem darin begründet sein, dass Unternehmen noch nicht verstanden haben, dass Experten sich selten mit schlecht informierten und unzureichend vorbereiteten Recruitment-Dienstleistern unterhalten möchten.

Getting things done!

Erfolgreiches Projektmanagement ist kein willkürlicher Zufall. Schon lange wurde ein unzureichender Informationsfluss durch mangelnde Kommunikation als eine der negativen Ursachen identifiziert. Vielen Projekten wohnt ein eigener Charakter inne, der auch durch das Team geprägt ist, das die Herausforderung annimmt, um gemeinsam die gestellte Aufgabe zu bewältigen. Agile Methoden wie Scrum [3], Prince2 [4] oder Kanban [5] greifen diese Erkenntnis auf und bieten potenzielle Lösungen, um IT-Projekte erfolgreich durchführen zu können.

Gelegentlich ist jedoch zu beobachten, wie Projektleiter unter dem Vorwand der neu eingeführten agilen Methoden die Planungsaufgaben an die zuständigen Entwickler zur Selbstverwaltung übertragen. Der Autor hat des Öfteren erlebt, wie Architekten sich eher bei Implementierungsarbeiten im Tagesgeschäft gesehen haben, anstatt die abgelieferten Fragmente auf die Einhaltung von Standards zu überprüfen. So lässt sich langfristig keine Qualität etablieren, da die Ergebnisse lediglich Lösungen darstellen, die eine Funktionalität sicherstellen und wegen des Zeit- und Kostendrucks nicht die notwendigen Strukturen etablieren, um die zukünftige Wartbarkeit zu gewährleisten. Agil ist kein Synonym für Anarchie. Dieses Setup wird gern mit einem überfrachteten Werkzeugkasten voller Tools aus dem DevOps-Ressort dekoriert und schon ist das Projekt scheinbar unsinkbar. Wie die Titanic!

Nicht ohne Grund empfiehlt man seit Jahren, beim Projektstart allerhöchstens drei neue Technologien einzuführen. In diesem Zusammenhang ist es auch nicht ratsam, immer gleich auf die neuesten Trends zu setzen. Bei der Entscheidung für eine Technologie müssen im Unternehmen zuerst die entsprechenden Ressourcen aufgebaut sein, wofür hinreichend Zeit einzuplanen ist. Die Investitionen sind nur dann nutzbringend, wenn die getroffene Wahl mehr als nur ein kurzer Hype ist. Ein guter Indikator für Beständigkeit sind eine umfangreiche Dokumentation und eine aktive Community. Diese offenen Geheimnisse werden bereits seit Jahren in der einschlägigen Literatur diskutiert.

Wie geht man allerdings vor, wenn ein Projekt bereits seit vielen Jahren etabliert ist, aber im Sinne des Produkt-Lebenszyklus ein Schwenk auf neue Techniken unvermeidbar wird? Die Gründe für eine solche Anstrengung mögen vielseitig sein und variieren von Unternehmen zu Unternehmen. Die Notwendigkeit, wichtige Neuerungen nicht zu verpassen, um im Wettbewerb weiter bestehen zu können, sollte man nicht zu lange hinauszögern. Aus dieser Überlegung ergibt sich eine recht einfach umzusetzende Strategie. Aktuelle Versionen werden in bewährter Tradition fortgesetzt und erst für das nächste beziehungsweise übernächste Major-Release wird eine Roadmap erarbeitet, die alle notwendigen Punkte enthält, um einen erfolgreichen Wechsel durchzuführen. Dazu erarbeitet man die kritischen Punkte und prüft in kleinen Machbarkeitsstudien, die etwas anspruchsvoller als ein „Hallo Welt“- Tutorial sind, wie eine Umsetzung gelingen könnte. Aus Erfahrung sind es die kleinen Details, die das Krümelchen auf der Waagschale sein können, um über Erfolg oder Misserfolg zu entscheiden.

Bei allen Bemühungen wird ein hoher Grad an Automatisierung angestrebt. Gegenüber stetig wiederkehrenden, manuell auszuführenden Aufgaben bietet Automatisierung die Möglichkeit, kontinuierlich wiederholbare Ergebnisse zu produzieren. Dabei liegt es allerdings in der Natur der Sache, dass einfache Tätigkeiten leichter zu automatisieren sind als komplexe Vorgänge. Hier gilt es, zuvor die Wirtschaftlichkeit der Vorhaben zu prüfen, sodass Entwickler nicht gänzlich ihrem natürlichen Spieltrieb frönen und auch unliebsame Tätigkeiten des Tagesgeschäfts abarbeiten.

Wer schreibt, der bleibt

Dokumentation, das leidige Thema, erstreckt sich über alle Phasen des Software-Entwicklungsprozesses. Ob für API-Beschreibungen, das Benutzer-Handbuch, Planungsdokumente zur Architektur oder erlerntes Wissen über optimales Vorgehen – das Beschreiben zählt nicht zu den favorisierten Aufgaben aller beteiligten Protagonisten. Dabei lässt sich oft beobachten, dass anscheinend die landläufige Meinung vorherrscht, dicke Handbücher ständen für eine umfangreiche Funktionalität des Produkts. Lange Texte in einer Dokumentation sind jedoch eher ein Qualitätsmangel, der die Geduld des Lesers strapaziert, weil dieser eine präzise auf den Punkt kommende Anleitung erwartet. Stattdessen erhält er schwammige Floskeln mit trivialen Beispielen, die selten problemlösend sind.

Abbildung 2: Test Coverage mit Cobertura

Diese Erkenntnis lässt sich auch auf die Projekt-Dokumentation übertragen  und wurde unter anderem von Johannes Sidersleben [6] unter der Metapher über viktorianische Novellen ausführlich dargelegt. Hochschulen haben diese Erkenntnisse bereits aufgegriffen. So hat beispielsweise die Hochschule Merseburg den Studiengang „Technische Redaktion“ [7] etabliert. Es bleibt zu hoffen, zukünftig mehr Absolventen dieses Studiengangs in der Projekt-Landschaft anzutreffen.

Bei der Auswahl kollaborativer Werkzeuge als Wissensspeicher ist immer das große Ganze im Blick zu halten. Erfolgreiches Wissensmanagement lässt sich daran messen, wie effizient ein Mitarbeiter die gesuchte Information findet. Die unternehmensweite Verwendung ist aus diesem Grund eine Managemententscheidung und für alle Abteilungen verpflichtend.

Informationen haben ein unterschiedliches Naturell und variieren sowohl in ihrem Umfang als auch bei der Dauer ihrer Aktualität. Daraus ergeben sich verschiedene Darstellungsformen wie Wiki, Blog, Ticketsystem, Tweets, Foren oder Podcasts, um nur einige aufzuzählen. Foren bilden sehr optimal die Frage- und Antwort-Problematik ab. Ein Wiki eignet sich hervorragend für Fließtext, wie er in Dokumentationen und Beschreibungen vorkommt. Viele Webcasts werden als Video angeboten, ohne dass die visuelle Darstellung einen Mehrwert bringt. Meist genügt eine gut verständliche und ordentlich produzierte Audiospur, um Wissen zu verteilen. Mit einer gemeinsamen und normierten Datenbasis lassen sich abgewickelte Projekte effizient miteinander vergleichen. Die daraus resultierenden Erkenntnisse bieten einen hohen Mehrwert bei der Erstellung von Prognosen für zukünftige Vorhaben.

Test & Metriken − das Maß aller Dinge

Bereits beim Überfliegen des Quality Reports 2014 erfährt man schnell, dass der neue Trend „Software testen“ ist. Unternehmen stellen vermehrt Kontingente dafür bereit, die ein ähnliches Volumen einnehmen wie die Aufwendungen für die Umsetzung des Projekts. Genau genommen löscht man an dieser Stelle Feuer mit Benzin. Bei tieferer Betrachtung wird bereits bei der Planung der Etat verdoppelt. Es liegt nicht selten im Geschick des Projektleiters, eine geeignete Deklarierung für zweckgebundene Projektmittel zu finden.

Nur deine konsequente Überprüfung der Testfall-Abdeckung durch geeignete Analyse-Werkzeuge stellt sicher, dass am Ende hinreichend getestet wurde. Auch wenn man es kaum glauben mag: In einer Zeit, in der Software-Tests so einfach wie noch nie erstellt werden können und verschiedene Paradigmen kombinierbar sind, ist eine umfangreiche und sinnvolle Testabdeckung eher die Ausnahme (siehe Abbildung 2).

Es ist hinreichend bekannt, dass sich die Fehlerfreiheit einer Software nicht beweisen lässt. Anhand der Tests weist man einzig ein definiertes Verhalten für die erstellten Szenarien nach. Automatisierte Testfälle ersetzen in keinem Fall ein manuelles Code-Review durch erfahrene Architekten. Ein einfaches Beispiel dafür sind in Java hin und wieder vorkommende verschachtelte „try catch“-Blöcke, die eine direkte Auswirkung auf den Programmfluss haben. Mitunter kann eine Verschachtelung durchaus gewollt und sinnvoll sein. In diesem Fall beschränkt sich die Fehlerbehandlung allerdings nicht einzig auf die Ausgabe des Stack-Trace in ein Logfile. Die Ursache dieses Programmierfehlers liegt in der Unerfahrenheit des Entwicklers und dem an dieser Stelle schlechten Ratschlag der IDE, für eine erwartete Fehlerbehandlung die Anweisung mit einem eigenen „try catch“-Block zu umschliessen, anstatt die vorhandene Routine durch ein zusätzliches „catch“-Statement zu ergänzen. Diesen offensichtlichen Fehler durch Testfälle erkennen zu wollen, ist aus wirtschaftlicher Betrachtung ein infantiler Ansatz.

Typische Fehlermuster lassen sich durch statische Prüfverfahren kostengünstig und effizient aufdecken. Publikationen, die sich besonders mit Codequalität und Effizienz der Programmiersprache Java beschäftigen [8, 9, 10], sind immer ein guter Ansatzpunkt, um eigene Standards zu erarbeiten.

Sehr aufschlussreich ist auch die Betrachtung von Fehlertypen. Beim Issue-Tracking und bei den Commit-Messages in SCM-Systemen der Open-Source-Projekte wie Liferay [11] oder GeoServer [12] stellt man fest, dass ein größerer Teil der Fehler das Grafische User Interface (GUI) betreffen. Dabei handelt es sich häufig um Korrekturen von Anzeigetexten in Schaltflächen und Ähnlichem. Die Meldung vornehmlicher Darstellungsfehler kann auch in der Wahrnehmung der Nutzer liegen. Für diese ist das Verhalten einer Anwendung meist eine Black Box, sodass sie entsprechend mit der Software umgehen. Es ist durchaus nicht verkehrt, bei hohen Nutzerzahlen davon auszugehen, dass die Anwendung wenig Fehler aufweist.

Das übliche Zahlenwerk der Informatik sind Software-Metriken, die dem Management ein Gefühl über die physische Größe eines Projekts geben können. Richtig angewendet, liefert eine solche Übersicht hilfreiche Argumente für Management-Entscheidungen. So lässt sich beispielsweise über die zyklische Komplexität nach McCabe [13] die Anzahl der benötigten Testfälle ableiten. Auch eine Statistik über die Lines of Code und die üblichen Zählungen der Packages, Klassen und Methoden zeigt das Wachstum eines Projekts und kann wertvolle Informationen liefern.

Eine sehr aufschlussreiche Verarbeitung dieser Informationen ist das Projekt Code-City [14], das eine solche Verteilung als Stadtplan visualisiert. Es ist eindrucksvoll Abbildung 3: Maven JDepend Plugin – Zahlen mit wenig Aussagekraft zu erkennen, an welchen Stellen gefährliche Monolithe entstehen können und wo verwaiste Klassen beziehungsweise Packages auftreten.

Abbildung 3: Maven JDepend Plugin – Zahlen mit wenig Aussagekraft

Fazit

Im Tagesgeschäft begnügt man sich damit, hektische Betriebsamkeit zu verbreiten und eine gestresste Miene aufzusetzen. Durch das Produzieren unzähliger Meter Papier wird anschließend die persönliche Produktivität belegt. Die auf diese Art und Weise verbrauchte Energie ließe sich durch konsequent überlegtes Vorgehen erheblich sinnvoller einsetzen.

Frei nach Kants „Sapere Aude“ sollten einfache Lösungen gefördert und gefordert werden. Mitarbeiter, die komplizierte Strukturen benötigen, um die eigene Genialität im Team zu unterstreichen, sind möglicherweise keine tragenden Pfeiler, auf denen sich gemeinsame Erfolge aufbauen lassen. Eine Zusammenarbeit mit unbelehrbaren Zeitgenossen ist schnell überdacht und gegebenenfalls korrigiert.

Viele Wege führen nach Rom – und Rom ist auch nicht an einem Tag erbaut worden. Es lässt sich aber nicht von der Hand weisen, dass irgendwann der Zeitpunkt gekommen ist, den ersten Spatenstich zu setzen. Auch die Auswahl der Wege ist kein unentscheidbares Problem. Es gibt sichere Wege und gefährliche Pfade, auf denen auch erfahrene Wanderer ihre liebe Not haben, sicher das Ziel zu erreichen.

Für ein erfolgreiches Projektmanagement ist es unumgänglich, den Tross auf festem und stabilem Grund zu führen. Das schließt unkonventionelle Lösungen nicht grundsätzlich aus, sofern diese angebracht sind. Die Aussage in Entscheidungsgremien: „Was Sie da vortragen, hat alles seine Richtigkeit, aber es gibt in unserem Unternehmen Prozesse, auf die sich Ihre Darstellung nicht anwenden lässt“, entkräftet man am besten mit dem Argument: „Das ist durchaus korrekt, deswegen ist es nun unsere Aufgabe, Möglichkeiten zu erarbeiten, wie wir die Unternehmensprozesse entsprechend bekannten Erfolgsstories adaptieren, anstatt unsere Zeit darauf zu verwenden, Gründe aufzuführen, damit alles beim Alten bleibt. Sie stimmen mir sicherlich zu, dass der Zweck unseres Treffens darin besteht, Probleme zu lösen, und nicht, sie zu ignorieren.“ … more voice

Referenzen

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