Seit Windows 10 verlieren Nutzer mehr und mehr die Kontrolle über ihre Systeme. Das Schlüsselwort ist Governance (oder besser Bevormundung), wo Unternehmen versuchen, ihre Nutzer zu erziehen. Keine Sorge, ich werde keine große Rede über die Willensfreiheit und die bösen Tech-Unternehmen halten. In diesem Artikel gebe ich Ihnen die Möglichkeit, die Kontrolle über Ihr Computergerät zurückzugewinnen. Verabschieden Sie sich von Microsoft und Windows und beginnen Sie Ihre Reise mit Linux.
Um das Jahr 2015 herum fasste ich den Entschluss, mich von Microsoft Windows zu lösen und zu 100% auf Linux umzusteigen. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt bereits einige Erfahrungen mit Linux auf der Serverseite. Aber Linux täglich auf dem Desktop für alle Aufgaben zu verwenden, war eine neue Herausforderung, denn die Dinge sind nicht gleich. So verbrachte ich rund 4 Wochen und mehrere Versuche damit, eine Linux-Desktop-Distribution zu finden, die am besten zu meinen Bedürfnissen passt. Die Dinge, auf die man achten muss, um das beste Ergebnis für sich selbst zu erzielen, sind die Verfügbarkeit eines riesigen Software-Repositorys, aus dem man alle Anwendungen beziehen kann, die man braucht. Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Aussehen und die Bedienung des Desktops. Auch hier gibt es mehrere Optionen, aus denen man auswählen kann. Bevor ich einen kurzen Überblick über Distributionen und Desktops gebe, muss ich das Problem der Softwareversionen und Repositories erklären.
Ein Software-Repository ist einfach ein großer Speicher, in dem die Binärdateien und Installationsprogramme für Ihre Anwendung abgelegt sind. Wenn Sie sich für eine Distribution und eine bestimmte Version entschieden haben, haben Sie ein definiertes Repository, in dem Sie Ihre Software und Distributions-Updates erwerben können. Nehmen wir an, wir haben eine Linux-Distribution mit einer Version von 2019. Der Support für diese Version läuft, sagen wir mal, bis 2020. Das bedeutet für das Software-Repository, dass die enthaltene Software nur einen Stand aus dieser Zeit enthält. Wenn Sie für diese Distribution die neueste GIMP-Version wie 2.10.36 vom November 2023 haben möchten, können Sie diese nicht aus dem ursprünglichen Distribution Repository beziehen. Die letzte Softwareversion für GIMP im ursprünglichen Repository ist die Version von 2020. Das gleiche Problem besteht bei älteren Softwareversionen. Dies ist ein sehr spezifisches Problem für Softwareentwickler und verfügbare Programmiersprachen. Wenn Sie alte PHP- oder JAVA-Anwendungen pflegen müssen, benötigen Sie ganz bestimmte Compiler und Interpreter, die möglicherweise nicht in Ihrem Software-Repository enthalten sind. Um dieses Problem zu lösen, gibt es verschiedene Lösungen. Entwickler können zum Beispiel Docker verwenden. Als normaler Benutzer können Sie versuchen, ältere oder neuere Versionen einer Software direkt vom Entwickler/Hersteller zu erhalten. Mit diesem Wissen können wir nun lernen, was eine Distribution ist und welche davon existiert.
Wenn Sie eine Linux-Distribution oder kurz Distro für sich auswählen möchten, haben Sie eine riesige Auswahl. Aber was ist eine Distro? Im Allgemeinen kann man sagen, dass ein Hersteller einen Linux-Kernel, eine Sammlung von Software und ein Repository zusammenstellt und alles mit seinem eigenen Look and Feel dekoriert. Es ist auch möglich, dass man sein eigenes Linux erstellt, einschließlich der Kompilierung eines eigenen Kernels. Aber Linux ist nicht gleich Linux. Wir müssen zwischen Linux und Unix unterscheiden. Linux ist ein Derivat von Unix, wie der Name LinUx eine Kombination aus Linus und Unix bereits vermuten lässt. Der große Unterschied zwischen Linux und Unix besteht in der Netzwerkfunktionalität, die bei Unix weiter fortgeschritten ist. Das Betriebssystem (BS) von Apple basiert beispielsweise auf Unix. Ein sehr verbreitetes Unix-Betriebssystem ist FreeBSD. BSD bedeutet Barkley Software Distribution und wird von der Barkley Universität in Kalifornien kontinuierlich weiterentwickelt.
Daneben gibt es drei Haupt Linux-Zweige, die auch weitere Ableitungen enthalten. Als erstes gibt es das aus Deutschland stammende Suse mit dem YAST Paketmanager für den Zugriff auf die Software-Repositories. Suse 7.2 war übrigens mein erster Desktop-Test im Jahr 2002. Suse ist nicht so verbreitet. Deswegen ist es manchmal recht schwierig, für spezielle Fragen oder Probleme ausreichend Inhalte zu finden. Eine weitere Distribution kommt von Red Hat, einem Open-Source Pionier. RHEL oder Red Hat Enterprise Linux ist eine kommerzielle Linux-Serverdistribution. Der Grund dafür ist, dass ein kommerzielles Linux für Server-Produktivsystemen vorhanden ist. Mit einer RHEL-Lizenz erhalten Unternehmen von Red Hat professionelle Unterstützung in Notfällen. Der Red Hat Desktop wird nicht mehr unterstützt und wurde auf Fedora Linux gewandelt. Der Standardpaketmanager für deren Software-Repositorys ist YUM. Der letzte Zweig der wichtigsten Linux-Distributionen ist Debian mit einer großen Auswahl an Unterdistributionen. Alle beliebten Einsteiger-Distributionen wie Linux Mint, Ubuntu oder Zorin OS basieren auf Debian. Als ich 2015 auf den Linux-Desktop umgestiegen bin, habe ich mit Ubuntu Mate LTS angefangen und bin seit Ende 2023 auf Debian 12 mit einem Gnome 3-Desktop umgestiegen. Der Standardpaketmanager für Debian-Systeme ist APT. Ubuntu führte 2023 seinen eigenen SNAP Paketmanager ein.
Ein weiterer wichtiger Begriff im Linux-Universum ist der Desktop-Manager. Hier stehen zur Auswahl: KDE, Gnome, Mate, XFCE und Cinnamon. Wie meine Liste der Distributionen ist auch die Liste der verfügbaren Desktops nicht vollständig. Ich kann im Unfang dieses Artikels nur die häufigsten erwähnen. Die meisten Linux-Distributionen verfügen standardmäßig über mehrere Desktop-Manager. Sie können daher während des Anmeldevorgangs auswählen, welchen Desktop Sie verwenden möchten. So können Sie ganz einfach ausprobieren, welcher Desktop am besten zu Ihnen passt. Später, wenn Sie mehr Erfahrung haben und Ihre Wahl für Ihre tägliche Arbeit bereits getroffen haben, können Sie unerwünschte Desktops während des Installationsvorgangs abwählen, um etwas Speicherplatz zu sparen.
Das schwierigste am Anfang meines Linux-Abenteuer war es zu verstehen, wo die Dinge gespeichert werden. Beispielsweise wird Software von Drittanbietern normalerweise im Verzeichnis opt installiert. Kompliziert ist auch das Berechtigungssystem für Dateien und Verzeichnisse auf ext3/ext4. Dieses Konzept existiert nicht im Windows FAT- oder NTFS-Dateisystem. Aber keine Sorge das bekommt man recht schnell bei der täglichen Arbeit in den Griff.
Als ich zum ersten Mal Ubuntu ausprobierte war das etwa 2010 als der Herstelle Canonical standardmäßig den UNITY Desktop einführte. Es gefiel mir nicht, weil es viel Werbung und unerwünschte Apps wie Spotify und Facebook enthielt. Ich habe herausgefunden, dass Ubuntu eine Version mit einem Gnome Dektop-Klon namens Mate hat. Ich beschloss diesen auszuprobieren und war vom ersten Moment an begeistert. Nach der ersten Installation auf meinem Laptop im Jahr 2015 musste ich bis 2023 nur noch 2 Mal Ubuntu neu auf meinem System installieren. Der Grund dafür war, dass ich meine interne SSD zunächst gegen 1 TB und später gegenuna historia sobre el 2 TB ausgetauscht habe. Es gab keine Probleme, dass die Systeme langsamer wurden oder die Festplatte mit verwaisten Dateien zugemüllt wurde. Keine regelmäßigen Reinigungs- und Wartungsaufgaben wie sie unter Windows üblich sind. Das System funktionierte stabil und ohne schwerwiegende Abstürze. Ich hatte auch nie Probleme mit Hardwaretreibern. Alle meine neuen Komponenten wurden unter Linux immer korrekt erkannt und es gibt oft kleine Verwaltungstools. Zum Beispiel Stremdeck UI oder Noson für Sonos Lautsprecher. Als ich im Dezember 2023 meinen neuen Laptop bekam beschloss ich, von Ubuntu auf das Original Debian umzusteigen. Weil Ubuntu von einem Unternehmen gemacht wird und sie oft beschließen ihren eigenen Weg zu gehen. Wer weiß ob sie in Zukunft ein ähnliches Verhalten wie Microsoft an den Tag legen werden. Ich bevorzuge es meinen Übergang immer frühzeitig zu vollziehen ohne Druck, um vorbereitet zu sein bevor mir keine andere Wahl bleibt.
Natürlich verwende ich auf meinem System ein Antivirenprogramm und eine Firewall. Da Linux nicht vor bösen Angriffen geschützt ist, sind auch Schutzmaßnahmen erforderlich.
Viele Leute vermasseln den Wechsel von Microsoft Office zu Libre Office. Das wirkliche Geheimnis um das Layout nicht zu verlieren besteht darin, auf die Schriftarten zu achten. Wenn die MS Office-Originaldokumente die standardmäßigen Microsoft-Schriftarten verwenden, müssen diese auch auf dem Linux-Computer installiert sein. So wird das Layout des Office-Dokuments nicht zerszört.
Für mich besteht keine wirkliche Notwendigkeit, zu Windows zurückzukehren. Nun ja, ich bin auch kein Gamer aber auch dafür gibt es viele Lösungen. Steam ist zum Beispiel unter Linux verfügbar. Die meisten Leute, die ich kenne, spielen nicht einmal mehr auf PCs oder Laptops, sondern bevorzugen Konsolen wie PlayStation. Für mich ist Linux cool, weil ich die volle Kontrolle über mein System habe, es kostenlos ist und ich es nach meinen Wünschen anpassen kann. Wer einen alten Laptop besitzt, der mit Windows nicht mehr funktioniert kann versuchen Linux darauf zu installieren und das Ergebnis genießen.